Das „beste“ Selbst sein – JUNGS und YOGA – Auszug aus einem Workshop

Ich muss zugeben, ich war selbst überrascht, als die 7 Jungs (11-12 Jahre) sich tatsächlich gleich bereitwillig (mit Augenkissen ;- ) in die Anfangsentspannung gelegt haben – und gleichzeitig war es wunderschön zu sehen, wie sehr sie genossen, gleich zu Beginn die Möglichkeit zu bekommen, ZUERST bei sich anzukommen, anstatt ihre Position in der Gruppe finden und „verteidigen“ zu müssen…
…wobei dafür natürlich auch schon vor Stundenbeginn Mini-Situationen super geeignet erschienen…
Gelegenheiten gibt es immer ;- )

Gleich in den ersten Augenblicken, in denen die Jungs wirklich regungslos da lagen, bat ich sie ihre Aufmerksamkeit zum Atem zu bringen und einen Moment zu fühlen, wie sich die Bauchdecke mit dem Atem automatisch bewegt – ohne dass sie irgendetwas dafür tun müssten.

Ich sagte, dass Sie einfach beobachten könnten, was von alleine geschieht.

„Jedes Einatmen ist ein Nähren. Und versorgt euch mit Sauerstoff und Energie. – Ohne dass ihr dafür etwas tun müsst. Es passiert automatisch. – Aber ihr könnt euch dessen bewusst werden! – Das ist dann wie so ein Ankommen mitten in eurer Kraft.“

„Heute geht es nicht darum, wie irgendetwas aussieht. – Sondern darum, wie es sich anfühlt!“

„Und ihr müsst nichts machen, was ihr nicht machen wollt. Dann setzt ihr euch einfach auf die Matte und schaut einen Moment zu.“

„Heute geht es darum, Erfahrungen zu machen. Und dabei kann man gar nichts falsch machen. Es sind eure Erfahrungen, die nur ihr fühlen könnt. Und dabei gibt es kein „Richtig“ oder „Falsch“. Es sind einfach unterschiedliche Erfahrungen.“

„Wenn ihr eine Pause machen wollt, dann setzt oder legt ihr euch auf die Matte und lasst die anderen ihre Erfahrungen so machen, wie sie es gerade machen.“

„Fühlt jetzt nochmal in euren Bauch hinein. Wie sich der Bauch immer noch von alleine bewegt. Einfach so. Ohne Anstrengung.

Mit jedem Ausatmen verlässt euch nicht nur die verbrauchte Luft. Wenn ihr euch auf die Bewegung im Bauch konzentriert, dann könnt ihr vielleicht auch bemerken, wie der Aus-Atem euch hilft, alle möglichen Spannungen im Körper loszulassen… Auch alle komischen Geschichten im Kopf…

Das passiert automatisch. Mit jedem Atemzug!
Auch wenn ihr euch dessen nicht bewusst seit.
Aber wenn ihr einen Augenblick lang diese Bewegung tatsächlich fühlt, dann wird es wie „stärker“.

Das ist euer Kraftzentrum da im Bauch!
Und ihr könnt da immer hin fühlen.
Wenn ihr aufgeregt seid –
Wenn jemand etwas blödes zu euch gesagt hat –
Wenn ihr nicht einschlafen könnt…

Ihr könnt euch hier immer für einen Moment ausruhen und auftanken.“

Unser Übungsprogramm bestand dann zunächst aus Partnerübungen. Die Jungs sollten sich aufwärmen, indem einer den anderen an die Hüfte anfasst und diesen leicht zurückzieht, während der andere versucht mit hochgezogenen Knien vorwärts zu laufen.
Ich erklärte nochmal, dass das Ziel dieses Spiels nicht darin besteht, den anderen so doll festzuhalten, dass er sich nicht vom Fleck bewegen kann bzw. dass man es schafft sich loszureißen. Bei diesem Spiel liegt das „Gewinnen“ darin, dass man spürt, wie es sich anfühlt. Und wir helfen uns gegenseitig dabei, das auszuprobieren.

Ich selbst habe mitgespielt und es hat einfach einen Riesenspaß gemacht. Alle müssen sofort lachen, kommen sich nah und entspannen sich, während der Körper warm wird und einiges in Bewegung kommt. Klar kommt man so sofort aus dem Kopf und genießt einfach dieses Spiel, bei dem es um nichts geht…

Zuerst wurden die Rollen getauscht, dann die Partner und es gab eine weitere Aufwärmübung: Sie ist ähnlich, jedoch geht es anstatt ums Laufen, um das Springen. Der Partner greift mal fester und mal weniger fest an die Hüfte. Mal arbeitet er gegen das Hüpfen und mal unterstützt er den Partner noch höher zu springen. Der Springer hat keine Ahnung was als nächstes passiert… eine Überraschung 😉

Nach zwei weiteren Partner-Übungen gab es kraftvolle und stärkende Körperübungen für den Bauch, die Arme und den Rücken. Die Jungs genossen sichtlich den Wechsel zwischen Kraft und Entspannung.

In der Endentspannung konnten sie den Körper als Klangkörper erleben, da ich mit Klangschalen gearbeitet habe. Durch die Augenkissen war jeder wieder in seinem inneren „space“ und nicht abgelenkt, was jemand anders macht oder denken könnte.

Anschließend habe ich die Jungs gefragt, ob sie noch Lust auf Atem-Übungen haben. Es gäbe eine, die die Kraft im Bauch verstärkt und das Gefühl vermittelt, ganz leicht und energiegeladen zu sein, so dass man sich viel leichter konzentrieren kann. Eine Übung die man z.B. gut vor den Hausaufgaben machen kann. Eigentlich ist es eine Übung für Erwachsene, es kann also sein, dass es nicht auf Anhieb sofort klappt. Die Jungs wollten es auf jeden Fall probieren und einige haben sich tatsächlich darauf eingelassen, die Augen zu schließen, um auch bemerken zu können, wie es sich anfühlt – wie sie es wahrnehmen.
Ich habe ihnen erklärt, dass sie die Augen jederzeit aufmachen können. Das man mit offenen Augen jedoch einfach auf die anderen gerichtet ist und dann eben nicht so gut mitbekommt, wie es sich innen anfühlt. Zumindest die Wirkung der Atemübung ist so fein. Und um den Atem anhalten zu können, ist es leichter, wenn die Augen zu sind. Das ist dann auch wie so ein sicherer Raum.

Ich war erstaunt wie viel Freude, die Jungs beim Ent-decken und Erforschen hatten. Sie waren total begeistert und wollten die Atemübungen mehrere Male wiederholen. Von einigen Eltern habe ich die Rückmeldung bekommen, dass die Jungs gleich am nächsten Tag einige der Übungen alleine Zuhause wiederholt haben…

Ich selbst war so gerührt, dass sie so viel mitgenommen haben, dass ich so einen Workshop in unregelmäßigen Abständen wieder anbieten werde. So gibt es die Möglichkeit, ohne regelmäßige Verpflichtungen, immer wieder Impulse für den eigenen Alltag zu bekommen, die dann so umgesetzt werden können, wie jeder es für sich kann und will.

Als Eltern haben wir gerne sichtbare Beweise für Wirkungen, denn wir sind natürlich auch sehr daran gewöhnt, alles in „richtig“, „gut“ und „nicht so gut“ einzuteilen. Jedoch ist unsere Sichtweise da leider oft wenig hilfreich. Denn um zu lernen, bedarf es EIGENER Erfahrungen und diese spielen sich im Inneren ab. Sie folgen einer Logik, einer Größe und Komplexität, die von Außen und einem einzelnen (anderen) Menschen nicht zu erfassen ist. Wenn man jedoch – als Kind oder als Erwachsener – vom anderen das GEFÜHL vermittelt bekommt, dass alles in Ordnung ist (dass dieses EIGENHEIT gesehen und einfach in Ordnung ist, ohne die Notwendigkeit irgendeiner Einordnung), WOW! was für eine Erleichterung. DAS ist eine Atmosphäre in der man aufblühen kann. DAS genau ist die Atmosphäre, in der jeder einzelne das „beste“ Selbst sein kann 🙂

 

Yoga mit Verena Kamphausen in Kirchheim/Teck

Der Zauber der Kinder… (Mama-Sein und Yoga)

OLYMPUS DIGITAL CAMERA

Ich bin nicht nur selbst Mama, sondern unterrichte u.a. auch Mama-Kind-Yoga-Kurse (0-3 Jahre)…
…und immer wieder kommt es vor, dass ich auch so ein ganz kleines Wesen im Arm halte und mich jemand mich mit großen Augen anschaut. Laaaange…!!!

Das ist wirklich erstaunlich und berührt mich immer wieder zu tiefst. Weil es so ein ganz anderer Kontakt ist als der, zu erwachsenen Menschen.
Dieses offene Schauen.
Einfach schauen.
Ohne Angst.
Ohne ein Wort zu sagen.
Ohne irgendetwas zu denken,…

…und da ist niemand, der dann versucht, diese Stille zu füllen.
Sie ist bereits voll.
Leer und absolut VOLL.

Ja! Es kommt auch vor, dass da jemand hemmungslos weint. Laut weint!

Oder dass jemand ganz frei herausruft, was er gerade braucht…!

Einfach so. Völlig egal, was irgendjemand darüber denken könnte.

Für mich ist das immer ganz WUNDERbar! Denn ich unterrichte ja die Mamas. Ich schaue, was SIE brauchen könnten. Und meistens sind da ganz unterschiedliche Frauen, mit unterschiedlichen Körpern…
…und dann diese Kinder. Mittendrin. Wild, frei und lebendig!

Es erinnert mich daran, nichts zu wollen, außer das, was gerade IST!

Ich bin immer wieder fasziniert, wie EINFACH es ist, Kindern zu begegnen – und wie anders als mit Erwachsenen.
Erwachsene begegnen sich zu einem Großteil immer auch im Kopf.
Wir begegnen uns in dem, was wir meinen, über den anderen zu wissen, wie wir ihn einschätzen… . Und wir begegnen uns in dem, was diese Ideen in uns selbst auslösen: Unsere Ängst, unsere Wünsche und Hoffnungen… All dies schwingt ganz automatisch und meist unbewusst mit.
Und das ist nicht schlimm! Denn so lernen wir. Ganz nebenbei. In jedem Augenblick. Wir lernen wie wir funktionieren. Wir lernen, was sich gut anfühlt und was nicht… und wir probieren aus: Wir spielen 🙂

Genau wie die Kinder. Nur nehmen wir es etwas ernster… so als gäbe es etwas zu verlieren.

Aber was gibt es tatsächlich zu verlieren?

Nichts, außer ein (mittlerweile) veraltetes Selbst-Bild, oder?

Ja, wir haben manchmal Angst vor den Konsequenzen unserer Ent-deckungen. Weil wir nicht wissen können, was diese nach sich ziehen.

Wenn wir jedoch wahrhaftig LEBEN wollen, wenn wir Lebendigkeit spüren wollen, dann gibt es keine wirkliche Alternative als DEM hier, jetzt zu begegnen.

Und das kann nicht schneller, nicht langsamer und nicht anders sein, als so, wie es gerade IST (und sich in jedem Augenblick verändert).

Diese kleinen Wesen sind dabei eine BESONDERE Herausforderung, weil sie uns immer wieder aus den Ideen herausholen und uns mit etwas anderem konfrontieren: mit Lebendigkeit!

– sie durchkreuzen spontan alle möglichen Pläne
– lassen intellektuelle Diskussionen und Wissen hinfällig erscheinen
– zeigen die Grenzen von Sprache
– berühren unsere KRAFT und VERLETZLICHKEIT
…unsere Zartheit, unsere Offenheit und dessen scheinbare Grenzen….

Die Momente, in denen wir (als Frau, aber auch als Mann) mit diesen kleinen, frischen Wesen auf so zauberhafte Weise zusammen sind, sind MOMENTE.
Es ist immer JETZT!
Jetzt, als Möglichkeit, dir und dem anderen auf diese einzigartige Weise zu begegnen. Das ist ein enormer Schatz! Kein Nachschlagewerk über Erziehung, kein spirituelles Wissen und keine Yoga-Session könnte das je ersetzen.

Warum? Weil es ECHT ist und weil es JETZT ist – wenn es ist!

Wenn die Kinder gerade mit etwas anderem beschäftigt sind, dann ist Zeit für etwas anders. Für was auch immer.

Und wenn sie groß werden, verändert sich die Art und Weise der Begegnung – scheinbar.

Vielleicht können wir gemeinsam mit ihnen wachsen. Und diesen unschuldigen Kern, den wir am Anfang so zart erfahren durften, immer wieder neu entdecken.

Selbst wenn wir Erwachsenen begegnen.

Wenn wir den Männern und Frauen begegnen, die wir meinen zu kennen. Die uns jedoch in diesem Augenblick ganz neu begegnen…
…so wie wir in diesem Moment ganz neu einfach sind, was wir sind.

Vielleicht können wir also auch uns selbst in dieser Zartheit begegnen.

Und darum geht es ja letztendlich im YOGA.

In die Grenzenlosigkeit zu fallen, die man IST.