Pädagogik, Elternschaft und „Nicht-Dualität“


Aus gegebenem Anlass (ich habe meine Diplom-Arbeit (Pädagogik) über Nicht-Dualität online gestellt), möchte ich ein bisschen was dazu schreiben:

1. Was könnte das bedeuten: Nicht-Dualität?

Das Wahrnehmen von Welt gestaltet sich in Form von Dualität: „Hier“ ist scheinbar jemand, der „dort“ etwas bestimmtes wahrnimmt – das können auch „innerliche“ Prozesse sein, wie Gedanken, Gefühle oder Körperempfindungen.

Nicht-Dualität weist nun auf eine „Qualität“ hin, die gewissermaßen jenseits oder aber auch gleichzeitig, während dieser dualen Wahrnehmung existiert.
Das Wort „Nicht-Dualität“ weist darauf hin, dass Trennung, die in jeder Wahrnehmung (und scheinbar stabiler in jedem Wort, noch stabiler in jeder Idee und Theorie) Gestalt annimmt, gewissermaßen eine SCHEINBARE ist: Für diesen Augenblick SCHEINT etwas so oder so zu sein. Wir scheinen dies oder das zu sein,…
Bei genauem Hinsehen wird jedoch deutlich, dass nichts jemals seine Form behält.

Auch der Wahrnehmende (also die Idee von „Ich“) taucht gewissermaßen aus dem Nichts auf. Schwupps und schon wird dies oder jenes gedacht (…und mehr oder weniger ernst genommen. Natürlich! Denn DAS HIER ist für den Moment alles, was IST).

Die Qualität von NICHT-DUALITÄT kann in diesem Sinne keine „Etwas“ sein. Sie ist nichts, was „Jemand“ erfahren würde. Auch nichts, was „Jemand“ irgendwie entwickeln müsste… Sie ist vielmehr das, was bereits IST – auch wenn es nicht als solche erscheint 😉

Hört sich kompliziert an? Als neues THEORIE-Gebäude ist es das mit Sicherheit auch!!! Aber auch jeder Geübte Advaita-Leser hat letztendlich nicht wirklich etwas vom Verstehen eines Konzeptes.

Tröstlich? Ja UND NEIN 🙂 Denn ich kann sehen, dass ein Verstehen (welches auch immer ;- ) durchaus hier und da hilfreich sein kann. Es kann letztlich aber ALLE MÖGLICHEN Gefühle auslösen. Also wie immer: Alles kann, nichts muss.
Und weiter: Auch die Erkenntnis, dass Verstehen nicht notwendig ist, kann Erleichterung oder Angst erzeugen.

2. Was bedeutet das für die Pädagogik? Oder im ganz gewöhnlichen Alltag einer Mama oder eines Papas?

Gewissermaßen bedeutet es gar nichts 😉 Denn was immer wir sehen, denken, wahrnehmen, taucht letztlich ungefragt auf. Es hat natürlich eine Geschichte. Wir sind irgendwie geworden und aus diesem Geworden-SEIN schauen wir. Und entfalten uns und die Welt weiter und weiter…
Andererseits kann es einen großen Unterschied machen, wenn wir uns auf irgendeine Weise der „Bewegtheit“ und gleichzeitigen „Leerheit“ der Wahrnehmungen, Bilder, Situationen und Handlungen „bewusst“ werden. Was dann passiert, ist eine andere Form von Authentizität. Nicht dass wir urplötzlich aufhören würden, in unseren irgendwie gearteteten Mustern zu sehen und zu handeln. Aber auf eine gewisse Weise werden sie weniger „stabil“. Sie werden leichter. Fast durchscheinend (manchmal).

In dieser Qualität, in der Nicht-Wissen(-Können) Platz hat, verlieren Kategorien und Gegensätze wie „richtig“ und „falsch“ ihre SCHEINBARE Stabilität. Auch hier wird eine Art „Gleichzeitigkeit“ offensichtlich… Ich weiß nicht in wie weit Worte hier tatsächlich transportieren können, wovon ich rede. Denn es geht um nichts magisches. Es bleibt das ganz gewöhnliche Leben mit all seinen verschiedenen Facetten und Formen.

Und dennoch:
Wenn diese scheinbare Grenze zwischen „dir“ und „mir“, „richtig“ und „falsch“ auf gewisse Weise anfängt sich zu verflüchtigen, können wir uns viel leichter begegnen, denn wir müssen nicht mehr so für unsere Ideen kämpfen. Sie werden als IDEEN offensichtlich.
Auf der anderen Seite, fällt es gleichzietig viel leichter, sich selbst zu zeigen, wie man gerade ist. Das krampfhafte Aufbauen dieser Maske, die uns Anerkennung, Sicherheit und vielleicht Liebe versprechen soll, wird weniger notwendig. Denn die Angst, die uns dazu bringt, das scheinbar tun zu müssen, verliert nach und nach ihre Macht. Wir erkennen: Das, wovor wir uns fürchten, passiert gar nicht. Selbst in dieser scheinbar abstrusen Situation, die wir immer verhindern wollten, passiert gar nichts. Es scheint vielleicht absurd zu sein oder schmerzhaft oder unglaublich oder pervers, aber im Grunde? Wir sind berührt und doch unversehrt.

Das ist jetzt NICHT exakt das, was in meiner Diplom-Arbeit steht 😉 Denn es ist eine Theorie-Arbeit und keine Wiedergabe meiner eigenen Erfahrung. In der Arbeit stelle ich Zusammenhänge her, die Nicht-Dualität (und Verbindungen zu Yoga) VIELLEICHT offensichtlicher werden lassen. Es gibt einige nette Zitate und einige Stellen, die das HERZ berüren. Und natürlich gibt es auch Teile, die für den ein oder anderen ganz furchtbar langweilig oder höchst kompliziert erscheinen 😉

Und was macht das schon?

Nichts!

Da ist diese unendlich, unglaubliche Lebendigkeit, für die wir weder ein Wort, noch eine Theorie finden müssten (oder könnten).

Und EINE From dieser wahnsinnigen Unbegrenztheit ist natürlich auch, dass manche (wunderbaren) Verstände (aus Angst oder Freude) immer mal wieder hier und da ganz beschäftigt damit sind, zu verstehen.

Verstehen ist wunderbar! Jedoch bleibt jedes Verständnis letztlich EIN Augenblick. Eine Momentaufnahme…

Und schwupps ist da eine neue…

Und DAS ist es!

Jeder dieser Augenblicke… unendlich VOLL!

In sich komplett!

(und das schreibt eine Schnupfen-Nase mit Gliederschmerzen,… …die ab und an sehr gerne denkt,… …und es manchmal als „zu viel“ empfindet,… …und es manchmal genießt,… …die, ab und zu von der Stille berührt wird und darin verschwindet,… …die, täglich irgendwie mit ihren Kindern umgeht und keine Ahnung hat, ob das gut oder richtig so ist… …die manchmal ganz beflügelt ist und manchmal betrübt oder müde…)

Januar – Neubeginn

Verena Bild

Januar – was für eine Jahreszeit: Die Feiereien und all ihre Vorbereitungen sind vorbei. Die freien Tage sind vorbei. Der Alltag geht wieder los. Hat sich etwas geändert? Muss sich jetzt etwas ändern? Weil das kalendarische „neue Jahr“ angefangen hat…?

Es ist immer noch Winter.

Es ist immer noch irgendwie Rückzug. Und doch irgendwie neu.

Vielleicht ist es kalt draußen. Vielleicht sonnig und hell. Vielleicht nebelig. Vielleicht schneit es. Vielleicht ist alles still und weiß – oder grauer, nasser Schneematsch… Vielleicht regenrisch und windig.

In welchen Augenblicken wir etwas „Neues“ anfangen, hängt sicher nicht allein von der Jahreszeit ab, sondern von inneren Rythmen, die mitunter ziemlich individuell und einzigartig sind.

Wenn etwas Neues sich seinen Weg bahnt, dann spüren wir es manchmal schon einige Zeit zuvor. Wir haben aber noch keinen blassen Schimmer wie dieses Neue GENAU aussehen könnte, denn es ist ja NEU.

Meistens schauen wir mit alten Schablonen auf den aktuellen Moment (oder in die Zukunft). Wir versuchen diesen Augenblick hier, mit unseren vergangenen Erfahrungen zu begreifen. Dadurch nehmen wir das Alte mit. Und obwohl sich niemals auch nur ein einziger Augenblick wiederholt, haben wir das Gefühl, dass wir uns im Kreis drehen. Möglicherweise liegt das jedoch einfach an der gefärbten Brille, die wir immer wieder aufsetzen. Diese ist tatsächlich die Gleiche. Das, was gesehen wird, ist jedoch eigentlich EINmalig (sogar MIT dieser speziell gefärbten Brille).

Aber wie können wir diese Brille absetzten?

Vermutlich liegt das Absetzten nicht wirklich in unserer Hand. Denn wir verstehen UNS ja gerade durch das, was wir sehen, hören und fühlen: Also durch unsere Brille 🙂

Wenn es Teil unseres Lebenspuzzles ist, also wenn es sich irgendwie in unser Leben hineinfügt, einfach weil es „dran“ ist, dann wird die Brille möglicherweise irgendwann als Brille erkannt und damit bewegt es sich gewissermaßen auch schon in eine andere Richtung…

Ein bisschen frustrierend, wenn wir das Gefühl haben, Dinge nicht so ganz unabhängig und frei beeinflussen zu können – oder?

Andererseits kann ich aus meiner eigenen Erfahrung sagen, dass manche Ent-täuschung im Nachklang sehr, sehr heilsam war und mich wieder auf den Boden und damit in meine Kraft gebracht hat.

Ja, so ein puschender Coaching-Satz mag uns natürlich ganz anders inspirieren. Er wirkt manchmal wie so eine „Energiespritze“ und ehrlich gesagt ist das auch eine super Sache. Eine ebenso super Sache ist es aber auch ganz erdig und authentisch mit unserer Tiefe und unserem Eingewoben-Sein in das große Ganze im Kontakt zu sein.

Wenn wir mit beidem verbunden sind, sozusagen „oben“ und „unten“, dann fließt die Energie buchstäblich durch uns hindurch. Aus der Inspiration hinein in unser erdiges Tun.

Das Leben ist so ein gigantisches Netz und wir ein Teil dessen. Wie könnte da alles allein in unserer eigenen Hand liegen? Und wie könnte auch nur eines unserer Worte oder Gedanken bedeutungslos sein? Natürlich folgt direkt darauf eine zarte Verfärbung unserer ganzen Umgebung.

Vielleicht ist der Januar ein bisschen ein Hinweis auf diese Qualität:

Da ist diese Aufbruchstimmung. Es will angegangen werden. Aber es wird eben auch spürbar, dass das Tempo nicht wirklich und komplett von mir bestimmt werden kann.

Da gibt es dieses Lebenstempo mit dem ich auch gehen muss.

Das Leben „schickt“ oder „nimmt“ mir Menschen oder Situationen auf seine ganz eigene Weise und ich fließe dann damit auf eine Weise, die sich im Grunde in jedem Augenblick neu, kreativ und wild ent-faltet.

Mit jeder dieser „Falten“ lernen wir. Einfach indem wir er-leben.

Mit jeder Bewegung (also in jedem Augenblick) wird eine Facette des Lebens sichtbar. Ganz ohne dass diese weiter analysiert werden müsste. Das einfache Er-LEBEN genügt. Dieser Moment hier in seiner ganzen Fülle, mit all seinen Gefühlen, Geräuschen, Gedanken und Farben.

Das ist es.

Manchmal sehen wir deutlich mehr, wenn wir still werden. Wenn wir es aushalten, es nicht zu wissen, taucht auf einmal eine ganze andere Qualität von Wissen auf.

Und es hört nicht auf. Es bewegt sich fortlaufend. Weiter und weiter.

Da ist kein: „Jetzt hab ich es!“ Da sind vielmehr unendlich viele „Jetzt habe ich es!“, sowie unendlich viele „Jetzt habe ich es wieder verloren“ oder „Jetzt bin ich verloren“. Und all das wechselt sich munter ab.

Vielleicht ist der Januar ein bisschen ein Symbol dafür, wie wir weiter und weiter gehen, ohne zu wissen wohin. Er ist ein bisschen ein Symbol für die Möglichkeit und die Annäherung an die Qualität von Nicht-Wissen. Und damit ist er eine Möglichkeit für Hingabe und Demut diesem un-fassbaren Leben gegenüber, dessen Teil wir sind.