Was wärst du ohne deine Geschichte (Teil 2)

Was wäre, wenn wir den Gedanken über uns nicht glauben würden?

Wenn wir diese Idee, dass es uns auch anders – besser – gehen könnte, wenn nur dies oder jenes bereits erledigt wäre, wenn wir dies oder jenes nicht zu tun hätten oder diese oder jenes nicht erleben müssten,… wenn wir diese Ideen nicht zu 100% glauben würden, um darauf unsere Alltagsstrategien anzuwenden, was bliebe dann übrig?

Tatsache ist, wenn wir morgens aufstehen und nicht gleich beurteilen, wie die Nacht so war, ob ich ausgeschlafen bin oder nicht und ob die Dinge, die heute anstehen, schwierig oder anstrengend werden könnten,…

…wenn wir einfach Einatmen. Das, was da ist, da sein lassen. Ausatmen und das, was möglich ist, weiterziehen und sich verändern, sich entwickeln lassen,…

…wenn wir einfach irgendwann aufstehen und machen, was wir halt so machen, OHNE die Idee, dass wir es ANDERS machen sollten.

…wenn wir anfangen, diesen Augenblick zu GENIEßEN, so wie er ist.

(Meinetwegen mit einem müden Körper, einer Erkältung, einem bevorstehenden Familienfest, das zu organisieren wäre, oder einem Tag, an dem mir langweilig werden könnte, ich mich einsam fühlen könnte…)

Wenn wir uns nicht ständig unsere Geschichte im Kopf erzählen, was bleibt dann übrig?

Dann ist da einfach dieser lebendige Moment!

Und wenn wir ehrlich sind, also wenn wir diesen Moment nicht erdenken, sondern ihn LEBEN, dann ist dieser doch…

… ja unbeschreiblich!

Er ist eben NICHT so, wie in unserer Vorstellung!

Er ist nämlich überhaupt nicht einordbar in „gut“ oder „schlecht“.

Dieser Moment jetzt, ist der beschreibbar? Tatsächlich faßbar?

Oder ist der nicht irgendwie so bewegt… ohne richtigen Anfang, ohne richtiges Ende, keine richtige, feste Form und keine absolute Interpretation…?

Diese Dinge (eine klare Definition) gibt es nur, wenn wir ausschließlich durch die Gedanken begreifen und in diesen „leben“.

Wenn wir aber ALLE menschlichen Aspekte leben: Einfaches Spüren, einfaches Sehen, Hören, Fühlen und die Gedanken nicht der absolute Fokus sind, dann öffnet sich eine Tür im Hamsterrad.

Eine Tür, die genau HIER her führt!

Und da wartet Leben auf dich!

Leben, das weder gut noch schlecht ist – sondern in sich rund und vollständig! Und zwar genau so wie es ist. Genau so wie es sich von Moment zu Moment weiter und weiter bewegt, ganz von alleine.

Was wärst du ohne deine Geschichte?

Was bliebe übrig, wenn du nichts über dich wüsstest?

Wenn du dir (oder einer anderen Person) nicht erzählen würdest in welcher „Situation“ du dich gerade befindest, was alles schon passiert ist und was gerade ansteht. Was bliebe übrig?

Wie würde sich dieser Moment anfühlen ohne die Idee, dass jetzt noch das und das erledigt werden muss und danach dann das…?

Wie würde sich dieser Moment anfühlen, ohne die Idee, dass du dich heute so und so fühlst und dass es auch anders sein könnte oder sogar ander sein sollte?

Wenn wir nicht alles benennen, beschreiben, einordnen und bewerten würden und dafür einfach ein bisschen mehr FÜHLEN und erLEBEN – einfach dieses Körpergefühl jetzt, dieses Geräusch, dieser Geruch, diese Bewegung,…

Welche Teile des Körpers berühren gerade irgendeine Unterlage? Kannst du das fühlen? Jetzt gerade? Wie fühlt sich das an?

Wie riecht es gerade?

Was passiert, wenn du für Momente mit allen Sinnen erlebst und nicht nur mit dem wunderbaren Kopf?

Wer wärst du dann?

Für Augenblicke wärst du nicht mehr die, die heute krank oder gesund ist. Du wärst weder „Single“, noch „glücklich“ oder „unglücklich verheiratet“, weder „suchend“ noch „zufrieden“. Diese ganzen Ideen über dich verschwinden für Augenblicke. Und trotzdem passiert Leben. Trotzdem passiert Handeln und natürlich tauchen auch Gedanken auf.

Wenn du nicht wüsstest, wie alt du bist, wie alt FÜHLST du dich gerade?

Gibt es die Kategorie „Alter“ jetzt überhaupt?

Wenn du dir nicht erzählen würdest, dass du es richtig machen musst, dass du es falsch gemacht hast, dass du dieses unbedingt willst und jenes auf keinen Fall, WIE wäre dieser Moment dann?

Was bleibt übrig?

Deine Geschichte (über dich und jeden anderen) ist EINE Version, EINE Interpretation. Keine Wahrheit. Wenn du diese Geschichten im Kopf sehr ernst nimmst, dann trennen sie dich ab von der unglaublichen Fülle, die gerade hier passiert. Eine Fülle, die das GANZE LEBEN beinhaltet, mit all seinen Facetten, Formen und Farben. All Grautöne, schwarz, weiß, rosa-rot-gestreift, gelb mit lila Punkten. Punkte aus Samt und Seide und hart wie Steine. Braun wie feuchte Erde, Himmelblau ohne Ende,…

Ohne deine Geschichte bist du ALLES und NICHTS zugleich

Wilde Lebendigkeit.