Winterzeit – Der innere Ruf

Ende November beginnt of ganz natürlich eine Zeit des Rückzugs. Draußen wird es ungemütlich und wir sind froh, wenn wir Zuhause einen gemütlichen Ort haben, in dem wir sicher, warm und geborgen sind.

Oft ist diese Zeit auch die Zeit für Erkältungen. Irgendwie wird alles langsamer und das Bett abends früher und morgens länger attraktiv 😉

Allerdings fängt kurz vor dem 1. Dezember (zumindest für alle Mamis) auch die Zeit an, in dem der Adventskalender, der Adventskranz und allerlei Advents- und Weihnachtsvorbereitungen, diverse Adventsfeiern usw. vorbereitet werden wollen – oder sollen? Wenn wir gerade einigermaßen in Balance mit allem sind, dann kann es sein, dass wir das meiste davon richtig genießen können.

Nur wenn da diese Ideen auftauchen: Ich kann das jetzt nur genießen, wenn vorher wenigstens das Wohnzimmer aufgeräumt ist oder erst, wenn ich dieses oder jenes abgearbeitet habe,… dann!

Dann verpassen wir meisten den einen Augenblick, der GAR NICHTS von uns will. Der UNS (und das ganze scheinbare Chaos) und auch alles Laute, Unorganisierte, Unverständliche und oft Abgelehnte einfach so nimmt und ganz und gar bejaht!

Dieser eine Moment (der manchmal ewig dauert, denn er lässt uns irgendwie aus der Zeit rausfallen) ist so kostbar und nährt uns auf so tiefe und vollständige Weise.

Er berührt unser Wesen.

Und wenn dieses Wesen berührt ist, dann beginnt alles in einem anderen Licht zu strahlen: Jeder Krümmel auf dem Boden, jeder noch vor uns liegende Termin, jede Idee von „erledigen müssen“, jeder Ausdruck unserer Kinder – völlig egal ob die gerade verträumt spielen, verschnupft kränkeln, überdreht toben oder an und mit uns ausprobieren, was genau diese Beziehung und dieser Moment gerade für sie bereit hält.

Diese Momente sind kostbar. Und sie kosten nichts!

Es ist nur ein Augenblick des „Geschehen lassens“.

So wie die Bäume ihre Blätter dem Wind überlassen. Sie halten sie nicht fest und sie schütteln sie auch nicht ab. Sie tun NICHTS. Sie lassen geschehen, was von alleine geschieht. Sie stehen da. Sie SIND einfach. Sie knicken nicht ein. Sie verstecken sich nicht und sie pressen sich nicht in den Vordergrund. Sie stehen da mit genau der Größe, die sie nun mal gerade haben. Die dicken alten und die jungen feinen und alle Bäume dazwischen. Manche stehen schief. Aber sie stehen auch in ihrer schiefgewachsenen Größe da. Es gibt verschiedene Sorten. Die luftigen Weiden und die kraftvollen Eichen. Die Tannen, die besonders jetzt durch ihr bleibendes Grün ins Augen fallen. Sie alle stehen da, in ihrer ganzen Form. Still.

So in etwa.

Nicht, dass du es falsch machst, wenn sich da gerade so eine Überschwappen von Hektik über dich ergießt. Auch das passiert natürlich. Auch das ist wie der Wind, der kommt und ein paar Blätter mitnimmt. Aber wenn sich die Gelegenheit auftut, für einen Moment da zu sitzen und das scheinbare „Chaos“ oder die vielen Termine einfach für einen Moment nur zu sehen (oder zu fühlen), warum nicht?

Warum nicht das Leben in seiner ganzen Fülle dich berühren lassen?

Gerade JETZT!

 

Atmen – Bewegung zwischen zwei Extremen

Der Atem steht für die sich ständig in Bewegung befindende Lebendigkeit „in“ uns. Er zeigt uns die beiden Qualitäten an zwischen denen unser Leben sich bewegt und Form annimmt:

Das Geben und das Nehmen.

Aktives Tun und passives Geschehen lassen.

Diese Qualitäten werden im Yoga deutlich, durch aktives Auf- und Ausrichten (wobei uns der Einatem unterstützt) – und durch ein „Sich-Einlassen“ auf die Haltung (wobei uns der Ausatem unterstützt).

Der Ausatem länd uns ein, „weich“ zu werden und da loszulassen wo gerade keine Spannung oder Kontrolle benötigt wird. Auch die Entspannung nach einer aktiven Haltung oder Sequenz ist Teil dieser Qualität.

Wenn wir eine Haltung länger halten und der Atem weiterfließt, bemerken wir wie immer beide Qualitäten zusammenarbeiten, denn oft wird beides benötigt.

Wir bemerken auch wie uns die eine Qualität möglicherweise etwas leichter fällt als die andere – in dieser bestimmten Haltung – oder heute, gerade jetzt.

Haltungen nehmen wir nicht nur im Yoga ein. Wir ver-halten uns im Alltag ständig: Wir nehmen eine bestimmte Haltung ein wenn es turbulent, ungeplant und hektisch zu geht, wenn wir mit etwas Unangenehmen konfrontiert werden, wenn uns etwas berührt, wenn wir uns zu etwas hingezogen fühlen,…

Wir nehmen körperlich eine bestimmte Haltung ein.

Und wir nehmen geistig-emotional eine bestimmte Haltung ein.

So wie der Tag auf die Nacht folgt, folgt der Ausatmen auf das Einatmen. Das bedeutet Leben. Um ausatmen zu können, müssen wir zuvor eingeatmet haben. Und es muss Platz, Leere, Raum da sein, um überhaupt einatmen zu können. Auf gewisse Weise fordert also das Verstärken des Einen auch eine Verstärkung des Anderen. Denn natürlicherweise lassen wir nach einer kraftvollen Yoga-Haltung oder Übungssequenz los. Unser Körper und unser Geist fällt von alleine so weit in Enstpannung, wie es in diesem System „Sinn“ macht. Das ist EIN Grund, warum uns Yoga so gut tut. Aber auch im Alltag wollen wir nach einem arbeitsreichen Tag automatisch abschalten und loslassen. Oder wir werden krank, wenn wir uns zu lange ÜBER-anstrengt haben.

Dabei ist das Eine dann nicht wirklich „besser“ oder „schlechter“ als das Andere – auch wenn die Extreme ab und zu sehr stark hin- und herschwanken. Es sind einfach zwei Qualitäten zwischen denen Leben passiert. Es ist eine natürliche Bewegung INNERHALB der wir lernen – und Lebendigkeit lebendig begreifen (nicht nur mental).

Leben passiert auch zwischen der Qualität der „Enge“ und „Weite“. Manchmal fühlen wir uns steif, unbeweglich und eng. Jeder Gedanke scheint absolut wahr und unbeweglich zu sein. Manchmal sind wir wie gefangen in negativen Ich-Gedanken. Und manchmal fühlen wir uns weit und gelöst, eher „raumhaft“, sehr lebendig und „verbunden“ mit der Bewegung des Lebens selbst.

 

Der Atem berührt aber noch zwei weitere Qualitäten:

Bewusstheit und Unbewusstheit.

Denn er fließt auch ohne dass wir uns seiner bewusst sein müssen. Aber er reagiert auf unsere inneren Bewegungen, d.h. er wird automatisch flacher, feiner, länger oder tiefer oder wir halten ihn sogar an.

Dann können wir den Atem aber auch bewusst anhalten oder verlängern.

Die Arbeit mit dem Atem ist feiner als die körperliche Arbeit. Sie berührt im gewissen Sinne unser BEWUSST-Sein. Also DIE Qualität, in der all diese verschiedenen Formen (Enge und Weite, Kraft und Kraftlosigkeit, Geräusche und Stille,…) auftauchen.

(bewusst-)SEIN ist das, was in allem gleich bleibt!

Wenn wir in der Atem-Arbeit, den Atem anhalten, kann uns das mit einer Art Panik und Todesangst konfrontieren, es kann uns aber auch ganz „still“ und „lauschend“ werden lassen und uns mit unserer Essenz verbinden,…

Das Beobachten und Experimentieren mit dem Atem, lässt uns eine Menge über uns herausfinden 🙂

Hier findest du online ein Video von mir, mit der du spielerisch experimentieren kannst: