Wenn die Tage am kürzesten sind und es manchmal gar nicht richtig hell werden will…
…und wenn Schnee und Regen im Gesicht uns manchmal den Impuls geben, uns in unserer ganzen Körperhaltung zusammenzuziehen…
An diesen grauen Tagen sind wir manchmal seltsam melancholisch, müde oder gereizt.
Das sind die Tage, die uns einladen, still zu werden.
Oft jedoch lehnen wir diese Einladung ab. Denn im ersten Moment erscheint diese trübe Suppe nicht sehr attraktiv. Aber ist dir schon mal aufgefallen, dass die Sterne nur im Dunkeln sichtbar sind?
Erst die Dämmerung lässt den Kerzenschein sichtbar und gemütlich, warm und heilsam werden.
Das Licht leuchtet erst im Dunkeln.
Ja! Die Sonne ist auch ein Licht. Und ihre Kraft ist wunderbar. Aber auch sie kann zu heiß und schmerzhaft sein.
Manchmal lohnt es sich, sich auf das Dunkle der Nacht einzulassen. Auf die Ungewissheit, auf Nicht-Wissen und Nicht-Sehen. Auf den Schmerz oder die Müdigkeit und auf die Kraftlosigkeit. Erst wenn wir aufhören, DAGEGEN zu sein und MIT diesen Qualitäten gehen, können wir IN ihnen einen Schatz entdecken. Dieser Schatz ist keiner, den man irgendwo erlesen könnte. Es ist ein intimer Schatz, ein subtiler, der allein in der Erahrung selbst liegt. Er liegt in der Innigkeit mit uns selbst. Er liegt dort, wo wir immernoch lebendig SIND – IM Grau und IN all den Formen und Gefühlen, die im ersten Moment so unattraktiv erscheinen.
Wenn wir uns DA finden, ist da eine Süße, die uns nährt…
Gerade dann wenn es scheint als gäbe es keine Alternative. Wenn es nur DAS gibt und die Dunkelheit kein Ende zu haben scheint. Manchmal begegnen uns hier eine Menge unerwarteter Schreckgespenster. Im ersten Augenblick wollen wir nur wegschauen, die Augen zu machen und verschwinden…
Wenn wir aber da bleiben – denn WO sollten wir hingehen?
Wenn wir da bleiben und uns von der Dunkelheit umarmen lassen, kann es sein, dass diese uns in unserer Tiefe berührt. Und das ist wirklich wunderschön.
Es ist die eine Richtung der Vertikalität des Kreuzes. Es ist eine Dimension des Lebens selbst und es ist in sich VOLL. Vollkommen.
Ich finde, es lohnt sich, sich darauf einzulassen.
Und ich finde auch, dass der Winter ganz wunderbar dazu einläd – immer wieder.
Gut manchmal scheint das unmöglich: Wichtige Termine, Deadlines, to-do-Listen, die nicht warten können, alltägliche Erledigungen, Extra-Einladungen und der ganz normale Alltag…
Und wenn das so ist, dann ist das so. Dann passiert TUN und MACHEN. Vielleicht macht es Spaß oder wir bemerken, dass es etwas zu viel ist. Wunderbar!
Und manchmal ruft dieser innere Ruf und wir können mit ihm gehen… (sogar im Sommer ;- )
Und dabei muss es gar nicht immer die ganze Packung sein: Ein freies Wochenende oder 2h Stunden frei für Yoga. Manchmal genügt es schon im Gewusel des Alltags, in dem uns immer wieder tausende von Tips entgegenfliegen, genervtes Nörgeln über andere oder stolze Selbstdarstellungen – einfach selbst den Mund zu halten. Mal nicht zu antworten. Die Situation früher verlassen als gewöhnlich. Direkt nach Hause zu gehen, in der S-Bahn die Augen zu schließen und ein bisschen Musik zu hören oder in einer „lauten“ Situation nicht NUR auf die gewohnten Muster des Verstandes, des Vermeidens und Kontrollierens zu hören, sondern für einen Moment den Atem zu spüren und einfach ZUZUHÖREN und still zu werden. Was immer der eigene Verstand auch sagt. Was immer mein Gegenüber mir da entgegenwirft. Ich werde still. Ich fühle und ich nehme mir die Zeit – jetzt oder wenn ich aus der Situation herausgegangen bin – still damit zu werden und Frieden damit zu schließen: Okay, so ist es. Okay, dieses Gefühl. Okay, ich habs verkackt. Und der Atem fließt weiter und vielleicht entspannt mit irgendeinem Ausatem meine übergespannte Schulter oder meine Gesichtshaut und vielleicht kann ich mir ganz plötzlich verzeihen oder der anderen Person und auf einmal ganz frisch und still von wo anders aus schauen.
Vielleicht 😉
Ich wünsche euch einen gesegneten Winter!
Von Herzen
Verena