Den Ausdruck „Arschengel“ hab ich zum ersten Mal im letzten Sommer während eines Familien-Urlaubs von einer Freundin gehört. Er stammt wohl vom Robert Betz und bezeichnet genau die Menschen, die unsere „Knöpfe“ drücken. Menschen, die uns besonders herausfordern, nerven, verletzten, belügen, betrügen,… was auch immer. Menschen, die etwas in uns auslösen und zwar unsere verletzliche Seite. Und genau darin liegt ihr Fluch – aber auch ihr Segen. Denn durch ihr SEIN, bringen sie uns mit etwas in Kontakt: Mit unserer eigenen Lebendigkeit.
Oft sind sie wie eine Art Schlüssel. Sie öffnen eine Tür, die es uns ermöglicht uns selbst näher zu kommen.
Oder aber: Zuerst einmal (scheinbar) gegen den anderen (und gleichzeitig aber immer auch GEGEN uns selbst) zu kämpfen.
Soweit ich mich erinnere, schlägt Robert Betz vor, genau nachzuschauen: Welche Wunde berührt dieser Mensch (diese Situation) in mir? Und dann (statt mit dem anderen Menschen ins Gericht zu gehen), sich genau dieser Wunde zu widmen.
Wie können „Wunden“ heilen?
Sie heilen nicht, indem wir erkennen, wie sehr jemand anders vermeintlich daran beteiligt war, dass es diese Wunder überhaupt gibt. Also nicht indem wir den „Schuldigen“ suchen. Auch nicht, indem wir uns selbst die „Schuld“ für etwas geben, das wir getan oder eben nicht getan haben.
Oft ist ein erster „Schritt“ durchaus ein klares Erkennen verschiedener Zusammenhänge und (schmerzhaften) Realitäten. Aber um „Frieden“ zu schließen und neue Kraft, folgt immer ein „warmes“, „wohlwollendes“, „anerkennendes“ JA! dass durchaus „tiefer“ und „feiner“ ist als logische Gedankenformen.
Ein JA! dass nichts will, muss oder sollte. Ein JA! dass nichts bereut, dass nicht alles verstehen muss und dass auch keine Meinung fordert.
Es ist vielmehr eine JA! des unendlichen Raumes, der Weite und der Tiefe. Ein JA! zum Leben selbst.
In einer der „Weihnachtsferien-Yogastunden“ (in Kirchheim/Teck) habe ich über den Umgang mit Feinden gesprochen. Also eigentlich habe ich vorgelesen aus einem Buch, in dem es u.a. um den Umgang mit diesen schwierigen Situationen/Menschen geht, die wir als „feindlich“ empfinden.
Warum empfinden wir manches als feindlich?
Weil es das, was wir als ICH begreifen, anzugreifen scheint: Meine Meinung, meine Bedürfnisse, meine Wünsche, meine Geheimnisse, meine Wunden.
Das alles wollen wir schützen, denn wir meinen, dass dies nötig ist, denn manchmal fehlt es uns an Vertrauen.
Die Zeilen, die ich gelesen habe, schlagen einen anderen Umgang mit diesen Situationen vor und diesen möchte ich gerne mit euch teilen:
Wenn du selbst entdecken möchtest (also lebendig ent-decken – nicht nur theoretisch begreifen), dass du selbst LIEBE BIST (und Liebe kein äußeres Gut, dass du tun/machen könntest), dann gibt es ein ganz einfaches Experiment: Liebe deine Feinde!
„Angesichts deiner Feinde kannst du dir sicher sein, dass alle Liebe, derer du fähig bist, nicht durch äußere Faktoren ausgelöst wird. Du liebst deinen Gegener nicht wegen seiner Freundlichkeit, seiner zugewandten Art oder weil du dir davon einen Gewinn versprichst. Angesichts deiner Feinde erkennst du, dass du Liebe bist – und auch die Quelle deiner Liebe. Das ist der wesentliche Grund, weshalb ich dich auffordere deine Feinde zu lieben. Nicht damit du schwach oder passiv dich ausnutzen lässt, nicht um deinem Gegener den Vorteil zu überlassen, sondern um zu begreifen, dass du Liebe bist. Mit dieser Erkenntnis übernimmst du das Kommando.
Keine äußeren Dinge können dich lehren, wer du wirklich bist. Doch so lange du glaubst, dass sie das könnten, wirst du immer die äußere Welt um Erlaubnis für deine Existenz bitten. Diese Zwangsvorstellung ist dein wahrer Feind.“
Liebe ist die Essenz deines wahren Seins. Sie ist nichts, was du tust oder lässt, gibst oder nicht gibst, empfängst oder nicht empfängst. Sie ist keine Ware oder Substanz, die gewonnen werden kann. Liebe unterliegt nicht den Gesetzen von Fülle und Mangel. Sie ist das, was du BIST.
Aus diesem Grund ist Liebe bedingungslos.
Sie ist bedingungslos, weil sie dein Ursprung ist, dein SEIN, nicht etwas, das bedingunglos getan wird! Jedes Tun ist gewissermaßen bedingt, denn die Existenz hat Bedingungen und Beziehungen daher auch. Wenn Liebe tatsächlich nur aus Tun bestünde, könnte wir dem nicht entgehen.
Die Liebe steht oben. Sie versetzt den Geist in Schwingung und „gebietet“ den Urteilchen. Daraus ist die gesamte Schöpfung entstanden.
Der Geist schwingt entsprechend „unserer“ Liebe. Wie ein See voller Fische: Jeder Fisch versetzt das Wasser auf unterschiedliche Weise in Schwingung. Genauso versetzt deine Liebe den Geist auf einzigartige Weise in Schwingung. Keine Liebe fühlt sich genauso an wie die deiner Mutter. Die Liebe jedes Menschen fühlt sich einzigartig an. So reagiert der Geist und würdigt jedermanns einzigartigen Ausdruck. In jedem Augenblick.
Die „Urteilchen“ sind die „Bausteine“ der komplexen Existenz. Es gibt viele dieser Teilchen zwischen dir und deinem Gegenüber. Wer setzt sie in Schwingung? Und in welche?
Wenn du mitten in einem Sturm stehst – und dabei ist es egal, ob der Sturm ein Gefühlssturm, eine Streitsituation oder eine Naturgewalt ist – wenn du mitten in einem Sturm stehst, und du glaubst, dich schützen und verteidigen zu müssen, vor diesem gewaltigen „Gegner“, könntest du die Schönheit des Sturms entdecken. Erkenne die Kräfte, die ihn ausmachen. Liebe ihn bis in seinen tiefsten Kern hinein. Finde das, was ihn bedingt, bis du eins mit ihm bist. Je nachdem wie sicher du dir bist, können verschiedenen Dinge geschehen. Der Sturm könnte sich einfach in Luft auflösen oder in einen sanften Regen verwandeln. Vielleicht würde er auch einfach den Kurs ändern. Zumindest würde er dir nicht schaden, denn Liebe schadet der Liebe nicht!
(Wenn du aber vergessen hast, dass du Liebe bist und für einen Moment fälschlicherweise glaubst, du seist geringeres als das, was wird dann passieren? Du wirst das Bedürfnis haben, dich zu schützen. Du wirst dich verteidigen und so handeln, als wäre das wirklich nötig. Und genau das wirst du erfahren: Denn die Liebe ist unendlich und lässt dich JEDE Erfahrung machen. Also auch die von Krieg, Macht und Kontrolle.)
Was fühlt sich besser an? Was wählst du?