…dieser Satz weckte mich vor kurzem auf, als ich gerade mal wieder das Gefühl hatte, meine Tochter vor unangenehmen Gefühlen bewahren zu müssen.
Dabei war mein Grund eigentlich genau derselbe, denn auch ich mag in manchen Situationen, in denen ich meine, dass gerade alles total „schief“ läuft, den Schmerz, der darin aufsteigt, nicht fühlen.
Mit diesem Satz aber wurde mir schlagartig klar, dass sie hier auf dieser Welt ist, um Erfahrungen zu machen – und zwar alle, die ihr begegnen. Und dass ich ihr keine dieser Erfahrungen abnehmen kann.
Ich kann sie begleiten. Ich kann einfach da sein und ihr damit signalisieren, dass es „OKAY“ ist. Dass auch das zum Leben gehört und dass ihr SEIN dadurch in keinster Weise gemindert wird – selbst wenn es sich für Momente ganz furchtbar anfühlt.
Das kann ich allerdings nur dann machen, wenn auch ich keine Angst vor dieser oder jener Erkenntnis, dieser oder jener unerwarteten oder schmerzhaften Erfahrung habe. Also muss auch ich mir mein eigenes Schicksal zumuten. Ich kann mir zumuten und zugestehen, meinen ureigenen, einzigartigen Weg zu gehen und all die damit verbundenen ent-Täuschungen zu ertragen, zu fühlen und vielleicht sogar zu genießen. All die unerwarteten, großartigen, kleinen, feinen, angsteinflössenden, traurigen, kraftvollen, stürmischen,… Momente.
Wie fühlt sich das an?
In dem Moment, in dem ich mir mein Schicksal zumute, weiß ich um meine Kraft und um die ewige Unberührtheit des SEINS in allem Lebendigen.
Von hier aus ist es nicht leicht – aber möglich – sich auf das Leben TOTAL einzulassen. Und wenn ich das tue, kann ich es auch dem anderen zugestehen. Und damit stärke ich letztlich auch den anderen – selbst wenn es augenscheinlich vielleicht zunächst nicht so aussieht.
Sobald wir an die Kraft des anderen glauben, können wir ihm seine eigenen Erfahrungen, seine eigenen Entscheidungen und damit auch seine eigenen Talente zugestehen. Wir gestehen ihm zu, dem Leben voll und ganz zu begegnen.
Das ist besonders dann herausfordernd, wenn es sich um die eigenen Kinder handelt, denn diese sind oder waren ja durchaus eine lange Zeit in vielen Bereichen wirklich abhängig von uns.
Aber egal wie alt wir sind und egal wo wir stehen – wir sind immer alle miteinander verbunden und voneinaner abhängig: Wir essen, was irgendjemand (viele verschiedene, an verschiedenen Orten) angebaut hat, was irgendjemand her transprotiert hat und jemand anderes verkauft hat. Was wir lesen, hat jemand anderes gedacht und dann aufgeschrieben. Wir sitzen auf Stühlen, die viele Menschen in verschiedenen Arbeitsschritten hergestellt, verkauft und transportiert haben. Damit überhaupt irgendetwas transportiert werden kann, sind zum Beispiel Autos nötig, die wiederum von jemandem erfunden, gebaut, verkauft und gekauft wurden…
Wir lernen gerade dadurch, dass wir uns aneinander reiben. Wir fordern uns gegenseitig heraus, mit dem was wir sagen und tun und lernen dabei ganz automatisch und natürlich, was es heißt zu lieben und was es heißt nicht zu lieben. Wir lernen ganz automatisch (so automatisch wie ein Apfel von alleine reift, während er gleichzeitig abhängig ist von der Sonne und dem Regen, den Wurzeln des Baumes,…) was es bedeutet in der Liebe zu sein und was es bedeutet nicht in der Liebe zu sein.
Dieses Lernen ist nicht etwas, das wir „nebenbei“ tun und das nach ein, zwei Bücher lesen oder eins, zwei Erfahrungen sammeln, bereits erledigt wäre. Unser gesamtes Leben dreht sich um nichts anderes. Und wir tauchen immer „tiefer“ und „tiefer“ hinein in dieses unbeschreibliche „Geheimnis“, das uns keiner abnehmen kann, denn kein anderer kann unser Leben leben.