Krankheit, Rückzug und innere Dämonen…

Während einige von euch in den letzten Tagen vielleicht im Faschingsrausch waren und so mit unterschiedlichen, eigenen Facetten, Qualitäten und vielleicht auch mit Masken, Tabus, ausgelassener Wildheit und Freude „gespielt“ haben, hat mich eine fette Erkältung richtig flach gelegt und ich durfte oder musste mich auf diese Weise meinen inneren „Dämonen“ stellen.

Ich fühlte bereits, dass ich angeschlagen war, hatte aber einen Termin, der sich nicht verschieben lies und bei dem ich dann zeitweise auch noch mitten im Luftzug saß…

Vielleicht kennst du das, dass man am Anfang einer spürbaren Erkältung noch versucht mit allen Heilmittelchen, die man so kennt, den drohenden Infekt abzuwenden – oder wenigstens möglichst früh heilsam zu unterstützen. Je nach Verlauf landet man (oder Frau) dann aber manchmal doch mit schmerzendem Körper, dröhnendem Kopf und minimaler Kraft im Bett. Alles, was gestern noch interessant oder ein Thema war, verblasst im Nu und das Einzige, was übrig bleibt, ist dieses Körpererleben hier – das in den meisten Fällen, DANN (also während des Infekts) ziemlich unangenehm und schmerzhaft ist.

Wie gehst du damit um, wenn alles stehen und liegen gelassen werden muss?

Wenn du gar nichts mehr regeln kannst und dennoch das Gefühl hast, du müsstest wenigsten dieses oder jenes organisieren…

Die Kinder wollen ja irgendetwas tun und es sollte was zu Essen im Haus sein und die Kurse müssen ja wenigstens abgesagt werden…

…oder was auch immer…

Für das „Ich“ ist das natürlich essentiell.

Aber auf gewisse Weise sind auch diese essentiell erscheinenden Dinge bloß Vorstellungen und sind sicher nicht in Stein gemeiselt.

Während so einer Krankheit können wir den Kampf zwischen unserer konditionierten Persönlichkeit und dem Fluss des Lebens oft besonders gut spüren.

Und wenn wir „Glück“ haben, dann spüren wir irgendwann sogar die Erleichterung, dass die ein oder andere zuvor als fest erscheinende VOR-Stellung für Augenblicke durchlässig wird, sich verflüchtigt und lebendig zu tanzen beginnt.

Wenn nicht, haben wir oft Kopfschmerzen.

Natürlich haben wir auch Kopfschmerzen, wenn der ganze Kopf voll sitzt mit Sekret

– und natürlich ist es anstrengend all diese Absonderungen abzuhusten oder herauszuschnupfen, die Augen tränen zu lassen, den Schmerz im Hals, beim Schlucken oder im Ohr auszuhalten.

Und dennoch… es ist auch eine Gelegenheit sehr, sehr tief mit uns still zu werden. Nichts ist von Bedeutung, außer dieser Schmerz HIER, JETZT. Es gibt absolut nichts zu tun!!! Okay, du kannst Inhalieren und mit Kräutern und Wurzeln, etc. unterstützen, aber im Grunde gibst du dich hin. Du gibst dich deiner eigenen Dunkelheit hin, deinem Schmerz, deiner Verletzlichkeit. Du gibst dich den Rhythmen des Lebens und der Körperlichkeit hin, du spürst deine Hilflosigkeit und wie alles sich gegenseitig bedingt. Wenn du krank bist, ist dieses Erleben sehr pur. DU erlebst dich sehr pur. Du spürst deine Ungeduld. Du spürst das, wonach du dich sehnst und das, wovor du Angst hast, viel deutlicher, als es im Gewusel des geschäftigen Alltags sichtbar wird. Das ist ein wahnsinniges Geschenk.

Wenn du dir dafür jetzt wirklich Zeit nimmst, wenn du dich jetzt also wirklich einlässt, ohne Plan wie lange es dauern wird oder wohin es führen soll, dann hast du eine wunderbare Gelegenheit, etwas Neues über dich herauszufinden – und zwar fühlend, lebendig ent-deckt. Ich spreche also nicht darüber, dass du irgendwelche Be-Deutungen bezüglich dieser Krankheit irgendwo liest oder dir überstülpst, sondern einfach nur davon, dass du es mit dir aushälst.

Eigentlich ist das schon alles 🙂

Manchmal, wenn wir es schon gewohnt sind, sehr innig mit „uns“ zu sein…

(Ich meine nicht die Selbstgespräche im Kopf – sondern vielmehr das unmittelbare SEIN, dieses Vibrieren mit oder in der Lebendigkeit, die wir sind. Die Lebendigkeit, die jeden Gedanken belebt, die jedes Körpergefühl belebt,…)

Manchmal also, wenn wir es schon gewohnt sind, sehr innig mit „uns“ zu sein, dann trauen sich in diesen Momenten unsere „Dämonen“ heraus. Also die Anteile von uns, die wir normalerweise ziemlich gut umschiffen oder mit unbewusster, aber sehr berechenbaren Absicht, bereits komplett durchanalysiert glauben, um sie so besser in Schach halten und kontrollieren zu können.

In diesen Augenblicken des Krank-Seins durchbricht oft unsere Berechnung und wir schauen sehr plötzlich dem ins Gesicht, was sich lange nicht gezeigt hat und was durch unser bewusstes Wissen im geschäftigen Alltag oft so anders aussieht als jetzt in dieser hilflosen Situation unter unserer Bettdecke.

Ich in meinem Fall durfte in den letzten Tagen eine bemerkenswerte Reise zuerst durch meine innere, weibliche Kraft (die linke Körperhälfte war komplett lahmgelegt und schmerzte) und dann durch meine innere, männliche Kraft (rasende Kopfschmerzen, hauptsächlich rechts) machen. Zuerst konnte ich – auch in meinen alltäglichen zwischenmenschlichen Reaktionen – ziemlich eindeutlich erkennen, wo meine innere Frau mit ihren letzten Verletzungen und alten Vorstellungen noch so sehr hadert, dass sie immer wieder und wieder davor zurückschreckt, sich zu öffnen in ihrer unvorhersehbaren Spontanität und mit all ihren verschiedenen Anteilen, den weichen und zarten, ebenso wie den wilden, verrückten, verspielten, kraftvollen und lustvollen. Und dann konnte ich sehen, wie der männliche Anteil in mir, anstatt die klare, stabile, ruhige, handlungsfähige und schützende Position einzunehmen, um die innere Frau „frei“ zu lassen, aus Angst vor ihren Verletzungen, immer wieder alles zu kontrollieren versucht – und all das unter dem „Vorwand“ die innere Frau zu schützen.

(Ja, natürlich dasselbe, was wir auch Kollektiv erleben, denn wir sind mit unserer Geschichte ja TEIL des Ganzen)

Dabei ist dieser vermeintliche Schutz – auch wenn er sich innerlich in einer Frau abspielt, – natürlich ein Trugschluß, denn er schützt ja nicht wirklich das Potential der inneren Frau, er verheißt lediglich den Schutz vor weiteren vermeintlichen Verletzungen durch das Leben selbst. Und nicht mal das ist garantiert.

Es muss also einen anderen Platz und eine andere Ausdrucksform für meinen männlichen Anteil (und für mich) geben, so dass mein weiblicher Teil mit all ihrer Schönheit und mit all ihrer Hässlichkeit, mit ihrer ganzen Wucht und mit ihrer ganzen Zartheit ebenso vollständig ihren Platz einnehmen kann.

Auf gewisse Weise ist da in den letzten Tagen, in meinem System, bereits ein „Shift“ geschehen. Allein dadurch, dass ich spüren konnte, was sich da eigentlich die ganze Zeit abspielt.

Natürlich hatte ich auch Meinungen bezüglich all dessen, was auftauchte, während es auftauchte. Natürlich war es mühsam, schmerzhaft und irgendwie leidvoll. Und dennoch war es auch interessant. Ja, ich finde es interessant, sich mir zuzuwenden, auch wenn ich nicht sagen könnte, wo genau ich mich denn hinwenden würde. Es ist ein anderer Ort des Wissens, während der alltägliche Ort der Gedanken, Einordnungen, Wertungen usw. gleichzeitig existiert.

Wie gesagt, allein im „Sehen“ oder „Erleben“ all dieser kleinen, zarten, unaufgeregten, zum Teil nervigen, langweiligen, sperrigen und unangepassten Momente, bewegt sich ja bereits etwas.

Nicht auf die Weise, dass ich „danach“ wirklich etwas anfassen oder benennen könnte (obwohl ich das mit dem Benennen in gewisser Weise ja gerade versuche ;- )

Und ja, es gleicht in gewisser Hinsicht sicher dem Suchen der Nadel im Heuhaufen, angesichts der immer auch aktiven Muster all unser unbewussten Traumata, sowie unserer bewussten Strategien.

Wie auch immer es sich für jede von uns dann tatsächlich lebendig gestaltet…

…sicher bewegt es sich niemals in etwas Festes, Letztes oder Unbewegtes hinein. Und keinesfalls ist diese ganze Bewegtheit irgendwie „außer-gewöhnlich“. Viel mehr ist es ein sehr natürliches Reifen und Erkennen, so wie es ganz natürlich und allmählich im Beginn ist Frühling zu werden – zum x-ten Mal in diesen Breitengraden.

Bewusstwerden ist natürlich. Lebendigkeit ist bewegt und immer wieder sind alle bewegten Kräfte bestrebt ein NEUES Gleichgewicht zu finden (um kurz darauf weiter zu fließen… und dann WIEDER ein NEUES Gleichgewicht anzustreben. So wie im Atem).

Ich für meinen Teil, bin (mittlerweile) also sehr dankbar für diese zunächst unwillkommende Auszeit in dieser Faschingsferienwoche, bei rückläufigem Merkur…

Und neben einer neuen Justierung meiner „männlichen und weiblichen Anteile“ hat sich auch eine neue Lust auf gesundes und nahrhaftes Essen ganz natürlich neu eingestellt.

Neben aktuell gaaaaanz viel grünen Kräutern und frischem Salat, werde ich bald vermutlich wieder die Smoothie-Saison eröffnen und liebäugle gerade sogar (für mich selbst überraschend) mit frisch gepresstem Selleriesaft…

Ich finde es immer wieder interessant, was sich so ganz organisch alles ent-wickelt!

Wünsche euch von Herzen eine gute Zeit <3

Verena


Zwischen Winter und Frühling – Narrenzeit

Schon wieder eine „Zwischen-Zeit“…

Hört das denn nie auf?

Die Frage: „Hört das denn nie auf“ bedeutet eigentlich, dass DAS HIER nicht als voll genug empfunden wird. Dass gewartet wird auf irgendetwas, das besser, vollständiger, sicherer oder spannender, erfüllender sein KÖNNTE.

Die Wahrheit ist, dass Lebendigkeit Bewegung IST

und es natürlich nie aufhört 🙂

Jedes Wort wie „Zwischenzeit“ ist letztlich die Qualität des Verstandes, dieser Bewegung Be-DEUTUNG zuzuschreiben und Sinn zu erzeugen.

Sinn ist etwas ANDERES als sinnliches erleben!

Hast du das schon einmal erforscht?

Den Körper fühlen, den Atem, die Schwere in der Brust, die Weite im Geist, die Füße auf dem Boden, den Wind im Gesicht,… Das ist etwas völlig anderes als die Beschreibung in welcher Situation du dich gerade scheinbar befindest – oder?

Wenn du die Berührung der Hand in deiner Hand oder auf deinem Rücken wirklich spürst

oder

ob du darüber nachdenkst wie das gemeint sein könnte, ob die Berührung nicht etwas sachter oder fester sein könnte – das ist etwas völlig anderes, oder?

Stattdessen könntest du auch einfach weiter mitgehen im Fühlen: Wie fühlt sich das jetzt an, wenn die Hand deinen Körper wieder verlässt?

Wenn du direkt mit dem Verbunden bleibst, was in dir wahrhaftig klingt, dann entsteht ganz automatisch ein authentischer Ausdruck deines inneren Schwingens.

Da mögen Gedanken sein, Zweifel und Beschreibungen, aber eben auch ein direktes Fühlen und daraus entstehende direkte Kommunikation in und durch deinen Körper.

Durch deine Augen, durch deinen Gesichts-Ausdruck, durch deine Haltung,…

Da ist eine andere Präsenz, wenn du deinen Körper belebst und nicht nur alte Gedanken und Glaubensmuster darüber wie Beziehung zu sein hat, wie „Erziehung“ zu sein hat, wie das Leben zu sein hat,…

Im Grunde ist jeder Atemzug eine „Zwischenzeit“, ein Zeitenwechsel, ein neues Zeitalter,…

Ein neuer Moment.

Ein neues Fühlen.

Ein neues Tun.

Ein neuer Gedanke.

Die Zeit zwischen den Jahreszeiten zeigt das besonders deutlich:

Da WIRD gerade etwas geboren.

Der Frühling IST im Entstehen.

Neue Formen und neue Impulse sind dabei sich zu gestalten.

Neuer Mut, neue Kraft beginnt sich sehr, sehr zart und fein zu melden. Für Momente vielleicht bereits mit voller Wucht, klar und eindeutig. Und dann zieht es sich wieder zurück. Wird nochmal geprüft. Bekommt tiefere Wurzeln.

Die alten Wunden leuchten zum x-ten Mal auf. Werden wieder von einer anderen Perspektive aus betrachtet und gefühlt.

JETZT ist immer eine Perspektive.

…Eine Perspektive der Unendlichkeit an unzähligen Perspektiven.

Alles sammelt sich hier, um direkt weiterzufließen.

Fassunglos.

Und absolut voll IN sich SELBST.

Und selbst die alten Traditionen dienen als Erinnerung (Er-INNER-ung).

Was ist Weihnachten, was ist Lichtmess (Imbolc), was ist Fasching (Karneval, Fasnet) seinem Wesen nach?

Ein Erinnern.

Eine Einladung.

Im Februar ist die Zeit, die alten Geister loszulassen, um im März den neuen Jahreskreis beginnen zu können. Es ist eine Zeit des Übergangs und auch eine Zeit, in der wir spielerisch – jede auf ihre Weise – mit unseren Masken, mit unserer Hässlichkeit, mit dem, was wir uns sonst verbieten, mit dem, wovor wir uns fürchten, mit dem, wonach wir uns sehnen,…

spielerisch zu tanzen.

Vielleicht feiern wir tatsächlich irgendeine Form vom „Fasching“…

Vielleicht beginnen wir mit dem Frühlingsputz…

Möglicherweise räuchern wir die Wohnung aus…

Vielleicht lassen wir uns ein auf die Fastenzeit…

Was immer du tust:

Erlaube dir unendliche Zeit zu haben.

Erlaube dir noch langsamer zu sein.

Erlaube dir, deinen Plan fallen zu lassen.

Erlaube dir, keinen Plan zu haben.

Erlaube dir, diese spürbare Berührbarkeit

…und lass dich von den Wellen des Atems, des Lebens sanft wiegen. IN diesem Schmerz, in dieser Lebendigkeit, in dieser Fülle, in dieser Tiefe, in dieser Freude,…

<3

Verena

PS: Ab dem 22. März gibt es meinen ersten Online-Kurs zum Thema „Wandlung alter Strukturen“

Ich begleite dich mit verschiedenen Texten, Videos, Yoga Einheiten, Meditationen und Impulsen in deinem Alltag Zuhause 🙂