Der wunde Punkt

Bis vor kurzem hätte ich nicht gedacht, wie sehr mich das WIRKLICH interessiert, dieser Moment, wenn ich in meinem wundesten Punkt berührt werde.

DA ist sie WIRKLICH:

Die Lebendigkeit!

In diesem Punkt.

Wenn ich ehrlich bin, bin ich eigentlich ein Leben lang weggelaufen vor dieser Intensität. Ich wollte es lieber sicher. Selbst wenn ich für Augenblicke „gefeiert“ wurde oder wirklich gesehen und für Momente sogar wahrhaft wertgeschätzt für das, was ich da gerade (zufällig, lebendig, überraschend auch für mich) verkörpere, dann konnte ich das eigentlich nicht bis auf den Grund nehmen oder gar aushalten.

Ich bin meistens irgendwo am Anfang stehen geblieben. An dem Punkt wo ich genau WEIß, was es ist.

So als würde man das Leben schon kennen…

Wenn du in diesem Augenblick aber überrascht wirst von dem Geruch, der intensiven Körpererfahrung, den Emotionen, der Energie, die sich durch deinen Körper bewegt…Wenn all das keinen Namen hat und sich in jedem Augenblick weiter bewegt…

Was für eine Wucht da spürbar wird!

Wir sind es gewohnt, das schnell „handhabbar“ zu machen.

Ich kenne das gut. Dann anworte ich innerlich direkt, um es irgendwie auszubalancieren. Mich runterzuholen. Bloss nicht abheben, jetzt.

Oder ich verliere mich in irgendeinem Bild von mir, anstatt es WIRKLICH zu fühlen und es lebendig, frei und wild zu lassen.

Das Gleiche gilt für die Momente von Kritik und nicht-Verstanden-Sein, nicht-Gesehen-Sein. Das gleiche Spiel: Es ausbalancieren. Mit Sätzen, die ich kenne, die ich gelernt habe, um mich zu fangen, mich zu beruhigen oder zu schützen.

Es geht nicht darum, dass all diese Strategien „falsch“ wären. Sie laufen automatisch ab, solange sie dem inneren System irgendwie dienen.

Und dennoch: Dieser Moment, wo du diesem intensiven Augenblick NACKT begegnest…

Wo (du) einfach IST.

Warum auch immer.

Einfach weil es pasiert.

WOW!

DA ist ALLES!

Freu mich auf authentische Begegnungen!

Online und offline

verena@yogalini.de

http://www.teck-yoga.de/Einzelarbeit.html


persönliches Fazit mit beginnendem Auftauchen aus dem „Ausnahmezustand“ Corona-Lockdown

…neues Finden und Ordnen in eine Zukunft, die das erste Mal WIRKLICH als „alles ist möglich“ und „so vieles gleichzeitig“ erlebt wird…

Ein erstes Fazit einer bewegten Zeit:

Seit 10 Tagen unterrichte ich wieder im Yogaloft Kirchheim: 5 Personen sind erlaubt. Wirtschaftlich ist das nicht, aber die Besonderheit des Sich-körperlich-Begegnens war noch nie so intensiv spürbar. Es ist ein Geschenk.

Die Online-Community läuft weiter. Es ist ein riesen Aufwand, da ich für jede LIVE-Stunde mein Schlafzimmer umräumen muss (obwohl es ja Wohnzimmer-YOGA-Community heißt) und dann auch ewig damit beschäftigt bin den Ton für die Aufzeichnung nochmal nachzubearbeiten, das Video zu rendern und schließlich hochzuladen.

Dennoch hat es auch einen sehr ehrlichen Aspekt, mit mir selbst vor der Kamera Yoga zu machen:

Was traue ich mich in diesem geschützen Raum von „Zuhause“ und der „Öffentlichkeit“ der Kamera zu sagen und zu zeigen?

Mein Interesse galt schon immer dem Boden der Wahrhaftigkeit. Ich forsche und forsche. Jeden Tag aufs Neue. Und jeden Tag bin ich überrascht von den neuen Dimensionen, die sich mir zeigen. Manchmal fliege ich und ich weiß nicht, ob ich das wirklich angenehm finde. Manchmal knalle ich hart auf, auf dem Boden der Echtheit und bin erstaunt, wie lebendig sich das anfühlt, selbst wenn es eigentlich schmerzt.

Die Kinder hatten jetzt zwei Wochen Pfingstferien und waren davor schon seit zwei Wochen wieder stundenweise in der Schule. Stundenweise hieß für meine Tochter von 10:30-12:15 Uhr. Nach den Pfingsferien wird sie eine Woche Unterricht haben und dann eine Woche Zuhause lernen, denn nun kommen die anderen Jahrgangstufen dazu…

Es gibt scheinbar super viele Lockerungen, während trotzdem irgendwie gar nichts ist, wie „davor“ und auch überhaupt nicht klar ist, wie es weiter gehen wird. Das war es noch nie, aber da war es ja nie so deutlich spürbar, wie jetzt. Früher haben wir einfach immer so getan, als wüssten wir in etwa was passiert und woraufhin es hinauslaufen wird. Und irgendwie versuchen wir jetzt auch noch so zu denken.

Mir fällt noch deutlicher auf, wie sehr es mich anstrengt, mit Menschen zusammen zu sein, die mich nicht wirklich interessieren. Ebenso spüre ich noch eindeutiger, wie es mich anstrengt, Dinge zu tun, die ich nicht wirklich, wirklich tun will.

Also passiert es NOCH weniger.

Das heißt, dass ich viel alleine bin und dass ich den Kontakt, der stattfindet, wenn ich ein körperlich, lebendiges Gegenüber habe, noch intensiver wahrnehme und viel mehr schätze. Es ist, als spüre ich doppelt so viel von dem WESENtlichen dieser Person in diesem Augenblick. Und genau das ist es, was ich immer schon wollte.

So war es doch immer schon oder? Dass wir übersehen, was wir IMMER haben und dass wir einen „Wechsel“ brauchen, um tiefer zu erkennen und das „EINE“ vom „ANDEREN“ zu unterscheiden.

Mir fällt so deutlich auf wie nie, was ich wirklich WERTvoll finde und was mich langweilt und oder nicht berührt.

Was für ein Luxus, da ich nicht ums Überleben kämpfen muss, obwohl ich für deutsche Verhältnisse wohl eher am Existenzminimum lebe.

Im Raum schweben die unterschiedlichesten Persepktiven:

– auf die aktuelle Pandemie-Situation

– auf den unterschiedlichen Umgang verschiedener Menschen und Länder damit

– und auch auf die möglichen Folgen.

Noch nie war die Unterschiedlichkeit und die Gleichheit (gleichzeitig) so global, so sichtbar!

Ich spüre wie all diese Perspektiven auf gewisse Weise ihre Berechtigung und ihren Sinn haben, auch wenn ich nicht alle teile.

Ich empfinde diese Vielfältigkeit und die Uneindeutigkeit dessen, was „gut“ ist und auch dessen, was möglicherweise passieren wird, als herausfordernd und nährend zugleich.

Ich erlebe die unterschiedlichen Ebenen und Facetten des Mensch-Seins mehr und mehr als tatsächlich GLEICHzeitig und gewissermaßen als GLEICHwertig, selbst wenn sie sich absolut widersprechen und auch in mir und für mich verschiedene Aspekte berühren.

(Fortsetzung folgt)