Warum freies Bewegen, Schütteln und Tanzen?

Vor zwei Tagen habe ich neunzig Minuten lang nur die Bewegungen gemacht, die mein Körper machen wollte. Ich habe meine Schultern gelockert, mit den Füßen gestampft, meine Hüfte rhythmisch gewogen, mich erlebt wie eine spanische Flamenco Tänzerin, dann wie eine Fee, zwischendurch wie ein roboterartiger Soldat und zum Schluss wie ein freies, galopierendes Pferd.

All das war ich für einen Augenblick.

Solche eine Fülle.

Ich habe eine „Wave“ getanzt. Mit den Menschen, die sonst in meine Yogastunden kommen. Ich habe das schon einmal angeboten, Anfang des Jahres. Es kam so gut an, dass ich mich entschlossen haben, den Frühling tanzend zu begrüßen.

Wave tanzen, ist etwas vollkommen anderes als „normales tanzen“. Denn es geht nicht darum, sich von der Schokoladenseite zu zeigen, sich bestaunen zu lassen oder eine bestimmte Art der Bewegung anzustreben. Eine Wave bewegt sich – wie der Name schon sagt – wie eine Welle durch 5 Rhythmen hindurch. Es sind 5 Qualitäten, durch die sich die gesamten Existenz aufspannt: 1. Das Weibliche, 2. Das Männliche, 3. Das Chaotische, Transformative, 4. Das spielerisch Freundvolle und 5. Die Stille.

Bei so einem Angebot lassen wir uns von der Qualität der Musik berühren und davon, was diese Qualität jeweils spontan in uns auslöst. Und zwar nicht in erster Linie gedanklich und bewusst, selbst wenn das auch seinen Platz hat. Wir übergeben uns jedoch mehr und mehr an die Körperintelligenz. Diese entscheidet letztlich was „getanzt“ wird. Dabei muss keine Bewegung nach irgendetwas ausehen. Es geht vielmehr darum, was durch die Bewegung frei gesetzt wird. Denn egal wie leicht oder schwer dir dieser Tanz letztlich fällt, am Ende fühlst du dich immer leicher, wacher, erfüllter, lebendiger, voller und satter.

Ich war nassgeschwitzt am Montag. Und glücklich. Voller Kraft und Energie habe ich dann die zweite Yogastunde unterrichtet und war am Abend noch lange Zeit produktiv. Am nächsten Morgen bin ich um sechs Uhr aufgestanden und habe mich voller Freude und Tatendrang an den Tag verschenkt.

Hast du schon einmal beobchtet, dass Tiere sich am Tag mehrmals kurz schütteln? Sie machen das ganz natürlich. Sie schütteln sich frei.

Wenn wir uns das künstliche Feld wie eine Landschaft voller vorgefertigter Linien, Schienen und Muster vorstellen, dann ist es offensichtlich, dass es in so einer Landschaft leicht ist vorherzusehen, wo sich jemand aufhält, wie jemand reagiert und welche Entscheidungen er oder sie treffen wird. Denn alles passiert angesichts angebotener Schablonen.

In so einer Welt glauben wir, alles einordnen zu können. Wir glauben (aufgrund der angebotenen – eventuell alternativen – aber dennoch Schablonen) erkennen zu können wer die „Guten“ und wer die „Bösen“ sind. Dass wir uns während dieser künstlichen Unterscheidung im künstlichen Feld aufhalten und die natürliche Verbundenheit zum Teil untergraben, bemerken wir vielleicht gar nicht.

Was aber ist, wenn es zwar durchaus etwas Richtiges oder Gutes gibt, wenn also nicht alles „allerlei“ ist, aber wenn dieses „Richtige“ nur für einen Augenblick und nur für diese eine Person, auf genau diese Weise und im Gesamtzusammenhang mit allem, was ist, richtig ist?

DANN könnten wir uns nicht mehr an allgemeine Regeln halten, sondern müssten wieder auf unsere eigene Quelle hören. Diese nämlich ist bereits verbunden mit dem gesamten Wasser der Erde.

Wir haben ein bisschen verlernt dieser Quelle zu lauschen und sind ziemlich abgelenkt durch so viele Signale, künstliche Bilder und Frequenzen, die IN unserem eigenen Feld auftauchen, aber ursprünglich nicht unsere sind.

Das freie Bewegen, das Raustreten aus Bewegungsmustern, das spielerische Verkörpern von unterschiedlichen Qualitäten, von denen dich keine einzige definiert, unterstützt das lebendige Feld, aus dem heraus du ursprünglich auftauchst und Form annimmst.

In solch einer freien Bewegung kann dich keine Schablone einnehmen, sie kann dich nicht packen, nicht orten.

Und weißt du was? Du bist bereits frei. Es ist dein Wesen. Auch wenn du es aktuell vielleicht nicht lebendig verkörperst. Aber es ist möglich, deine natürliche Verbundenheit zu verkörpern. IN deinem Alltag. Nicht nur während du eine Wave tanzt.

Mehr von mir findest du u.a. auf Youtube:

Außerdem in meinem Buch: https://buchshop.bod.de/mein-leben-in-yogahaltungen-verena-kamphausen-9783754339619

Oder in den Angeboten, die in Kircheim Teck stattfinden.

Melde dich gerne bei mir: verena@yogalini.de