Immer alles gut? YOGA im Alltag!

Wenn irgendetwas mal (oder längere Zeit) nicht so richtig „rund“ zu laufen scheint, taucht oftmals die Idee auf: Es wäre etwas anderes möglich, als das, was gerade ist.

Was natürlich Quatsch ist. Denn offensichtlich IST das, was gerade IST. Und alles andere ist einfach Gedankenspielerei: Nach dem Motto, was wäre wenn…!

Gleichzeitig ist es jedoch möglich, dass das, was gerade ist (bzw. sich unentwegt bewegt), durch die Brille eines Verstandes (der immer auf individuelle Weise „gewachsenen“ ist) eben ALS dieses oder jenes ERSCHEINT! In dieser Erscheinung, scheint es zum Beispiel einfach gerade blöd zu laufen… 😉

Und genau DIESER Geist versucht dann (natürlich immer aus seiner Haltung heraus) Änderungen vorzunehmen…

In manchen Kreisen scheint die naheliegende Änderung, die des „Annehmens“ zu sein. Doch wenn VERSUCHT wird Annehmen UMZUSETZTEN, wird dadurch oft erst Recht eine Art von Kampf erzeugt.

Und dennoch: manchmal PASSIERT Annehmen, wie eine Art Erinnern…

Wenn wir Hatha-YOGA machen, machen wir es aus unterschiedlichen Gründen: Wir mögen einfach die Bewegung. Oder wir wollen direkt unseren Körper stärken. Vielleicht mögen wir das Gefühl danach. Vielleicht wollen wir uns entspannen, mögen die Energiebewegung oder wissen es selbst nicht so genau. Wir machen Yoga aus Gewohnheit, aus Freude, grundlos oder zielgerichtet.

Die Bewegung des Lebens bleibt dabei gleich! Gleich frei und mit allem verwoben. Der Atem fließt weiterhin ein und aus. Es wird Tag und Nacht. Aber die Gläser der Brille werden klarer…
…und möglicherweise verschwindet sogar derjenige, der sieht.

Gestern
(eigentlich vor ein paar Tagen, aber als ich es fertig geschrieben habe, war es „gestern“):

Nach dem langen Winter: der wunder-, wunderschönste Sonnenaufgang! Klarer Himmel und ein Hauch von Frühling.
Und sonst? Eigentlich ein ganz normaler Morgen. Früh aufgestanden. Zeit gehabt für mich. Für meine Morgenroutine mit Ölziehen… Zeit für Yoga, Stille…

Mein Sohn ist schon seit ein paar Tagen krank. Da er nicht in die Schule muss und ich erst abends unterrichte, ist es morgens noch entspannter als sonst – eigentlich!
Die Wohnung sieht schon seit Tagen ziemlich chaotisch aus. Hat mich bisher auch nicht weiter gestört. Ich war im Fluss mit dem was ich stattdessen gemacht habe: Geschrieben, geplant, Zeit mit den Kindern verbracht,… einfach worauf ich Lust hatte. Und irgendwann habe ich meist auch Lust wieder aufzuräumen. Eigentlich…

Ja und heute…? Keine Ahnung. Auf einmal, wie aus dem Nichts – meine Tochter war gerade der Meinung, dass sie keine dicke Strumpfhose findet und ich daran Schuld sei – zieht sich alles in mir zusammen und ich kriege den totalen Anfall. Überall liegt alles Mögliche rum und wenn ich es nicht wegräume, liegt es morgen noch da! In mir kriecht das Gefühl hoch, Dinge machen zu MÜSSEN, auf die ich keine Lust habe. Wow! Das hatte ich ewig nicht. Und es wird immer schlimmer… plötzlich befinde ich mich mitten in einer Schul-Diskussion mit meinem Sohn, weil ich der Meinung zu sein scheine, dass er unbedingt mehr Vokabeln lernen muss…
Unangenehm ist aber gar nicht das Gespräch, sondern das Gefühl in mir! Dieses Erleben, das ich die ganze Zeit hasse, was passiert. Ich wüte rum und will nicht rumwüten. Alles in mir wird eng…

Auf dem Weg zum Kindergarten fällt mir auf, dass es nichts gibt, was dieses Gefühl „beruhigen“ könnte. Egal was jemand zu mir sagen würde, es würde dieses „Loch“ nicht füllen können. (Was ich natürlich nicht wissen kann! Wir wissen nie was passiert. Schwups – ganz unvermutet werden wir vielleicht von irgendetwas berührt…)

Es ist nicht so, dass ich jetzt nur ein paar Asanas, also Yoga-Haltungen machen müsste und tataaaa, bin ich wieder happy.
Andererseits ist manchmal auch genau so: Den Körper bewegen und genießen,… vielleicht mit Musik und freien Bewegungen und Tanz zwischendurch… Wow!

Okay, also an diesem Tag – gestern – konnte ich auf keinen Fall irgendwelche Asanas machen. Das tauchte in meinem Universum überhaupt nicht auf.
Was ich stattdessen gemacht habe? Ach, was halt so anstand. Und ich blieb mehr oder weniger im Kampf…

Als ich mittags vor dem Kindergarten in der Sonne auf meine Tochter wartete und es nichts weiter zu tun gab, als da jetzt zu stehen, bis es halb eins wurde, wurde es ruhiger. Was für eine Erleichterung. Einfach da stehen. Sonne in meinem Gesicht. Luft um mich herum. Stehen. Körper…

Hatte ICH das gemacht? Nein…
…und die Spannung war auch nicht wirklich weg, aber das Kämpfen dagegen hatte aufgehört.

Wer hätte das MACHEN können, wenn doch der Versuch, des WEG-HABEN-WOLLENS selbst, den Kampf erst auslöst?

Später gönnte ich mir eine Mittagspause. Ich legte mich ins Bett und tat einfach nichts. Ich spürte das körperliche Empfinden und genoss. Nicht, weil das irgendwo hinführt, sondern einfach so.

Warum ich das nicht einfach schon vorher gemacht habe?
Weil ich es gar nicht gemacht habe!
Auch jetzt nicht.
Vorher ist einfach etwas anderes passiert.
Und jetzt passierte das hier.

Das Erdbeben in mir blieb. Und veränderte sich. Vor dem Yoga-Unterricht am Abend fühlte ich mich sehr verletzlich, zart und wund.

Die Yoga-Stunde war dann wunderbar. Es machte solche eine Freude auf diese Weise mit den Menschen zu sein… Ich fühlte mich nicht, da floss einfach Lebendigkeit. Worte kamen aus meinem Mund. Körperübungen entstanden… natürlich nicht unabhängig von dem, was ich mal gelernt und erfahren habe…

Nach der Stunde: Ich denke gar nicht mehr an irgendein Gewitter, denke auch nicht, dass es weg ist, bin mir nichts besonderem bewusst und dann:
BANG!
Eine Begebenheit… wie ein Stich… mitten rein in eine Wunde, die ich nicht „kenne“, nicht als etwas, das ich erzählen könnte…, aber es trifft mitten rein und etwas in mir versucht, nicht völlig auseinanderzufallen, sondern irgendwie die Fassung zu bewahren. Nicht, dass ich das wirklich so wählen würde und nicht, dass ich das wirklich mitkriegen würde… JETZT wo ich schreibe, sehe ich es so. Und es bedeutet nichts. Ist weder wahr noch unwahr. Einfach ein Augenblick. Ein intensiver Augenblick.

Und am nächsten Tag? Ist es still. Es brodelt noch ein wenig… aber vorwiegend still. Die Wohnung befindet sich noch viel mehr im Chaos als am Tag zuvor, aber es stört heute irgendwie nicht. Warum? Keine Ahnung.

Yoga – eine Erinnerung, dass Trennung eine Illusion ist

Matsyasana_Fisch

Wenn man YOGA noch nie wirklich selbst ausprobiert hat, vermutet man hinter diesem Wort vielleicht irgendwelche schwierigen Verrenkungen, die man sich selbst möglicherweise gar nicht zutraut oder man denkt vielleicht an etwas sehr Ruhiges, irgendwie Entspannendes.
Tatsächlich kann es beides sein – muss es aber nicht 😉

Okay: Was also ist Yoga?

Ganz knapp würde ich sagen:
Eine Fülle an Praktiken, die sich unterstützend darauf auswirken

a) zu entspannen
b) in seine Kraft zu kommen

Letztendlich jedoch steht hinter Yoga der „Gedanke“ von Einheit. Und hier wird es schon brenzlich, denn Gedanken an sich haben immer die Qualität von Trennung. Sie sind dazu da, etwas aus dieser absolut grenzenlos, bewegten Lebendigkeit „künstlich“ herauszupicken, um es dann als GENAU DIESES ETWAS zu benennen.
Sprache, die das selbe macht, ist natürlich nützlich. Ohne Sprache würde Menschheit nicht so sein, wie sie jetzt ist. Aber wenn diese Art des Erfassen als wirklich real verstanden wird und dann, abgetrennt vom tatsächlichen Erleben, ÜBER DINGE gesprochen und diskutiert wird, als wären sie wahr, – wo sie doch nur ein klitzekleiner Moment und nur eine winzige Facette absoluter Unendlichkeit sind –, landen wir da, wo wir jetzt sind: Abgeschnitten, Rastlos, im Kampf, Suchend….

HATHA-Yoga arbeitet mit dem KÖRPER. Hier bewegt sich mit dem Körper alles, was körperlich spürbar wird: Angst, Erstarrung, Offenheit,…
ohne dabei Theorien und Geschichten zu erzählen. Es gibt nicht wirklich ein Ziel außer dieses Erleben hier.

Ja natürlich, wir können auch damit spielen uns ein Ziel zu setzten. Zum Beispiel: Den Kopfstand zu lernen (und alles mal von einer anderen Seite aus betrachten)

Na gut, es gibt auch Yoga-Philosophien 🙂
Es gibt Tantra, Vedanta,…
…und es gibt Praktiken, die arbeiten nicht mit dem Körper: Das Chanten von Mantren beispielsweise kann auch zum Yoga gezählt werden.
Aber wenn wir YOGA so AN-gucken, dann bleiben wir da:
Im analytischen Verstand!
Und es gibt ja auch einen Grund, warum wir da bleiben wollen: Hier scheint es sicher zu sein!
Egal um was es geht, wir fühlen uns sicher mit einer Meinung, die sich für uns stimmig anfühlt. Irgendwie scheinen wir das zu sein: Diese einmalige Sicht der Welt.

Wenn wir jetzt nichts wissen würden, wer wären wir dann?
Wenn wir keine Idee davon hätten – von diesem Moment hier. Wenn nicht klar wäre, was das jetzt hier für eine Situation ist, was sie bedeutet. Dieser Raum hier, das was wir sehen und fühlen…
Panik?

Na, es ist ja auch nicht so, dass wir MACHEN könnten, dass da plötzlich kein Wissen mehr ist. Gedanken tauchen unaufhörlich auf. Nicht, dass wir sie direkt rufen würden. Sie kommen einfach und erzählen uns etwas über DAS HIER.
Sie kommen (möglicherweise) aus dem, was wir bisher erzählt bekommen haben… all die Erfahrungen… all die Geschichten…

Aber ist das, das einzige, was wir haben?

Warum faszinieren uns Babys und kleine Kinder?
SIE sprechen NICHT… und wenn sie sprechen, dann anders als wir.
Sie handeln nicht aus einer Idee heraus.
Sie handeln aus Impulsen…
unschuldig und frei!
Sie haben die Idee von „richtig“ und „falsch“ noch nicht derart verinnerlicht, dass sie uns mit Konzepten uns Masken begegnen.
Sie SIND einfach:
wütend, laut, fröhlich, ausgelassen, müde, ehrlich, liebevoll, energiegeladen, offen, interessiert,…

Manchmal ganz schön herausfordernd, diese LEBENDIGKEIT für einen eingeschnürten, erwachsenen Menschen voller Ideen, Meinungen und Konzepte.
Und doch passiert es, dass uns ihre Lebendigkeit packt. Wir schauen in diese Augen und… verlieren uns. Wir rutschen die Wasserrutsche hinunter und haben wirklich Spaß! Wir fühlen ihre Hände in unserem Gesicht und sind tatsächlich berührt!

Bei dem einen oder anderen kann das Ausüben von Hatha-Yoga (oder einer anderen Yoga-Praxis) ähnliches auslösen. PENG! Hier! Mitten im Fluss der Lebendigkeit.

Und nein, man kann das nicht mit Sicherheit voraussagen. Denn so etwas wie Sicherheit gibt es nicht. Es gibt nicht so etwas, wie: Wenn du das und das machst, passiert das und das.
Ja, Rückbeugen fordern und stärken durchaus die Rückenmuskeln und dehnen die Vorderseite des Körpers… aber was ist das für eine Beschreibung angesichts der Fülle dessen, was wirklich, hier, jetzt in diesem Augenblick passiert?
Und wenn wir jetzt nur beim Körper bleiben: Mit diesem einzigartigen Körper, der morgen schon ein anderer ist, der sich morgen schon anders anfühlt…
Ebenso wenig können wir sagen, wenn du das und das verstehst, passiert das und das. Und ganz nebenbei: Man kann ja das Verstehen auch nicht kontrollieren. Da besuchen verschiedene Kinder die selbe Klasse oder verschiedene Studierende ein Seminar und jeder nimmt etwas völlig anders mit.
Und doch gibt es ein Angebot: Eine Atmosphäre, die dich mehr oder weniger einläd, Bewegung geschehen zu lassen… eine Atmosphäre, die sich weit anfühlt. Oder eine Atmosphäre, die dir keinen Raum lässt, die an dir zieht,… das können wir fühlen.

Gewissermaßen kann YOGA so eine Einladung sein!

Eine Einladung mit dem Fluss zu schwimmen…
…der Fluss zu sein.

Und die Übungen? Helfen die?
Ja und Nein!
Sie sind der Fluss
(so wie alles andere auch)

Einander Begegnen

Alb_Flieger

Ich glaube, dass ist schon ewig „mein Thema“ 😉

Manchmal scheint man sich viel näher zu sein, wenn man sich nicht gerade gegenüber steht.
Kennst du das?
Du bist gerade total entspannt und in Frieden. Wenn du an den anderen denkst, dann ist da so eine Freude. Vielleicht sogar eine ganz zarte, kaum zu fassende Innigkeit und Verbindung.
Oder du bist auf einmal total im Glück… und du würdest das so gerne teilen…

Aber dann, wenn da tatsächlich eine zweite Person anwesend ist, mit ihrer Energie und ihren Geschichten,… dann passiert oftmals etwas ganz anderes: Man redet über irgendetwas!

Oft erzählt man sich dann erst einmal was heute schon alles passiert ist.
Und selbst wenn über die Schönheit von dem, was man gerade sieht, spricht, schrappt man irgendwie haarscharf am eigentlichen Erleben vorbei!
Und damit an der ganzen Fülle.

Was bleibt, ist irgendwie ein subtiles „Suchen“. Ein Suchen nach dieser Innigkeit und Er-FÜLLe-ung.

Aber anstatt HIER (in der Absolutheit dieses Augenblicks) zu SEIN und anstatt einander auch HIER zu begegnen, sind Begegnungen meistens etwas, das im Verstand stattfindet.

Ich hab nichts gegen den Verstand.

Wirklich nicht. Ich schätze ihn sogar. Und ich liebe das Spielen mit Worten, deswegen schreibe ich wohl auch so gerne.

Worte

– und auch Gedanken

sind wunderbar.

Sie können so wunderbar sein, wie der Duft in der Luft, wenn es an einem warmen Sommertag zu regnen anfängt.

Sie können auch scharf sein, klar, desillusionierend. Sie können aber auch ablenken, verwirren, einen beschäftigt halten… Sie können verschiedene Formen annehmen. So wie alles andere eben auch.

Die Gedanken sind also nicht das Problem. Eigentlich ist gar nichts ein Problem. Dennoch gibt es einen Unterschied der…   sagen wir „Energie“. Manchmal schaffen wir es, uns mit Worten zu berühren. Aber manchmal scheinen die Worte eher zu trennen und gar nicht recht das zu sagen, was man eigentlich sagen wollte.

Das ist heute mein Thema.

Und ich bin traurig darüber, dass ich mit meinen Worten nur den einen Teil von mir gezeigt habe – und nicht die anderen Seiten, die ich auch fühle, die ich auch bin.

Das, was ich gesagt habe, war echt. Und dennoch ist da so viel mehr…

Und wenn ich jetzt damit hadere, dann bleibe ich genau da stecken. Ich dreh mich im Kreis.

Ich könnte aber auch still werden…

…und lauschen.

Wenn ich es gerade kann 😉

Wenn ich mich daran erinnere und die „Stille“ mich kriegt.

Dann werde ich zart und  fange an zu fühlen.

Dann fühle ich den Schmerz der in mir wohnt.

Und es ist okay.

Da ist eine Zartheit, die diesen Schmerz auf gewisse Weise liebkost. Ich komme mir nah. Sehr nah. Und aus dieser Nähe heraus, begegne ich auch der Welt mit derselben Zartheit. Jetzt habe ich das Gefühl, dass wir uns begegnen. Ehrlich. Wach. Offen. Echt.

 

 

Yoga und ATEM

Autobahn-Meditation

Zu atmen ist offensichtlich eines der grundlegendsten Elemente des menschlichen Lebens – und es hört zumindest physisch in dem Moment auf, wenn der Körper seine Lebenskraft verliert. Atmen symbolisiert die beständige Veränderung in jedem Augenblick und es symbolisiert die scheinbare Dualität von Fülle und Leere, dessen Zusammenhang und Abhängigkeit voneinander.

Im Hatha Yoga gibt es verschiedene Atemtechniken, die unterschiedliches bewirken. Dabei geht es zum Beispiel um die Reinigung der Lungen (u.a. Kapalabhati), Harmonisierung und Ausgleich der Emotionen (u.a.Wechselatmung (Anuloma Viloma)), um Sammlung und Konzentration (u.a. das einfach Beobachten des Atems) und Energieerweckung (u.a. Bhastrika). Aber natürlich fließt der Atem immer. Er fließt wenn wir schlafen und wenn wir wach sind. Er fließt wenn wir wütend sind und wenn wir fröhlich sind. Er fließt wenn Gedanken da sind und wenn keine Gedanken da sind. Er fließt wenn wir auf der Toilette sitzen, wenn wir Sex haben, wenn wir lesen,… Egal ob wir positiv oder negativ über das denken, was gerade passiert – insofern ist der Atem das perfekte Sinnbild für „Tantra“

(Tantra ist in erster Linie tatsächlich keine Sexpraktik, sondern ein Philosophiesystem, das ebenso wie Vedanta, mit Yoga in enger Vebindung steht. Tantra nutzt im Kern den Alltag, um Spiritualität zu leben. Aber dazu ein anderes Mal mehr…)

Der Atem begleitet uns auch in den Asanas (Yoga-Haltungen). Und während wir Asanas üben, passiert alles mögliche:
Wir fühlen unsere Körperlichkeit, unsere Kraft, unsere Energie,…
wir werden vielleicht aber auch mit (körperlichen) Grenzen konfrontiert und natürlich damit, wie unser Geist darauf reagiert. Wir nehmen wahr, wie Entspannung geschieht und wie Entspannung nicht geschieht…

…Yoga – im Grunde jedoch Lebendigkeit selbst – läd uns immer wieder ein, HIER zu sein!

Yoga ist eine Möglichkeit, dass so etwas wie „Intimität“ mit uns selbst entsteht. Eine Nähe, die näher ist als Gedanken über etwas oder über uns.

… und der Atem begleitet uns dabei.

Das Einatmen schafft immer Raum. Die Lunge dehnt sich aus, der Brustkorb öffnet sich.
Einatmen ist immer eine Einladung sich (körperlich) aufzurichten, innerlich in seine Aufrichtugkeit zu kommen, sich zu öffnen und präsent zu sein.

In der Öffnung des Einatems ist zunächst einmal alles willkommen: Jede Empfindung, jeder Gedanke, jedes Geräusch,…

Das Ausatmen ist immer ein Loslassen. Ein Loslassen von dem, was gerade noch da war. Ein Loslassen von jetzt verbrauchter Luft, ein Loslassen dieser Erkenntnis, dieser Erfahrung, dieses Gefühls,… und das geschieht natürlich automatisch. Niemand muss sich daran erinnern zu atmen.

Gerade nach körperlich sehr herausfordernden Asanas ist es wunderbar, wie der Körper automatisch entspannt. Und das kann man „genießen“, denn Entspannung ist nichts, was man tut. Es ist etwas, das passiert. Und mit dem automatischen Loslassen der Muskelspannung, entspannt auch dieses Greifen im Kopf. Nicht dass keine Gedanken mehr auftauchen würden. Sie stören einfach nicht…

Hatha-Yoga ist einfach eine Gelegenheit über „Körperlichkeit“ in den Fluss des Augenblicks zu kommen!

Ich selbst beginne den Tag meistens mit ein paar YIN Yoga Haltungen (passives Yoga). Ich genieße dieses erste „MICH spüren“, wenn der Körper von der Nacht noch „steif“ ist und der Geist noch still. Es kommt vor, dass die ersten Augenblicke in der Haltung dann ganz schön intensiv sind – insbesondere, wenn die Kinder alle in meinem Bett waren 😉 Dann ist es der Atem, der mich begleitet, diesem Gefühl Raum zu geben. Und es ist der Atem, der mich begleitet, in dieses Erleben hinein zu entspannen. Das ist wundervoll und „funktioniert“ auch bei Emotionen, die uns im Alltag ganz unerwartet und manchmal wie ein Sturm besuchen. Da ist dann zum Beispiel ein unangenehmesGefühl im Bauch…    anstatt nun in irgendeine Handlung zu verfallen, um diesen Gefühl zu entkommen, es zu verändern und im besten Falle loszuwerden, kann ich (vielleicht ;- ) einfach einen Moment mit diesem Körpergefühl sein… und bemerke, dass es gar nicht so „schlimm“ ist. Ich kann also fühlend BEI mir sein (auch wenn es sich gerade nicht so gut anfühlt). Ich tue einfach, was die Situation gerade erfordert. Aber ich bin DA! Ich spüre die Lebendigkeit in meinem Körper, die sich gerade als unangenehmes Bauchgefühl, Enge, Hitze, Hibbeligkeit oder was auch immer zeigt – und sich eventuell auch wieder verändert… Und plötzlich ist da nicht mehr „richtig“ oder „falsch“. Da ist dann einfach das, was passiert. Lebendig. Voll.

Und es ist im Fluss.

Es gibt nicht einfach Ein- und Ausatmen. Das sind nicht zwei Dinge! Das Ausatmen geschieht langsam und kontinuierlich. Es bewegt sich unentwegt. Der Moment der Leere ist tatsächlich nur ein sehr, sehr kurzer Augenblick, der nicht wirklich aus dem Fluss des Atems herausgenommen werden kann. Und er geht direkt ins Einatmen über…

Es sind also sicher nicht zwei Dinge, sondern vielmehr ein Kreis.

Ebenso ist es mit „richtig“ und „falsch“.

Sie berühren sich. Sie bedingen einander. Das eine gibt es nur durch das andere.

 

Der Atem fließt.

Du kannst ihn kurz anhalten. Aber für wie lange?

Es ist ein Fluss. So wie das Leben.

Er verdeutlicht das Leben.

Jeder Gedanke, der etwas aus diesem Fluss herauspickt, um es zu benennen, ist nur ein Augenblick des selben Flusses. Und das, was er benennt, ist bereits weiter geflossen…

Es ist nicht nötig, das intellektuell zu begreifen. Der Genuss des Atems ist genug 🙂

Mein Yoga BLOG

Ich heiße Verena und ich liebe Yoga!

Was ich noch liebe, ist das frische Erforschen der Lebendigkeit dieses Augenblicks…  und damit meine ich nicht das Erkennen einer WAS-heit in dem Sinne: „Ah, so ist das also!“, sondern vielmehr eine Art „Eintauchen“ in die Bewegung dieses Augenblicks mit all seinen unbekannten Wellen…

Aber ich weiß natürlich: Im Austausch, im Reden, Schreiben und Lesen von Worten scheint es so, als würden wir genau wissen, wovon wir sprechen.

Dennoch: Neben all den Worten, die wir täglich denken und benutzen, vertieft sich ganz natürlich auch noch ein anderes Begreifen dieser unfassbaren Lebendigkeit. Und dies passiert unter anderem dadurch, dass wir neben unserem Verstand auch noch einen Körper bewohnen, der Lebendigkeit wortwörtlich verkörpert. In unserem Körper erspüren wir – wenn wir uns darauf einlassen – zum Beispiel die gerade vorhandenen Kraft. Wir spüren aber ebenso einen körperlichen Ausdruck von Unsicherheit, Aufregung, Hitze, Wut, Energie, Freude, Starrheit, Angst, Weichheit, Offenheit, Berührbarkeit, usw.

In unserem Körper sind verschiedenste Emotionen und auch Verhaltensmuster gespeichert, in Form von muskulären Reaktionen oder tauben, unbewussten, nicht spürbaren Stellen, aber auch in Form von harten Stellen, kraftvollen Bereichen oder zum Beispiel der mehr oder weniger vorhandenen Möglichkeit loszuassen. Das heißt, sobald wir mit unserem Körper „arbeiten“, berühren wir auch immer diese Muster. Das ist ein Teil meiner Arbeit: Ich unterstütze Menschen darin, sich selbst zu begegnen – über den Körper. Denn er ist zusammen mit dem Atem wie ein Brücke vom Materiellen zum Geistigen und Seelischen.

Mein ganzes Leben habe ich im Grunde damit verbracht dieses unfassbare Leben lebendig zu erforschen. Was passiert, wenn ich das mache… Wie fühlt sich dies hier an… Was bedeutet das da…

Dabei war mir das „Forschen“ durchaus nicht in jedem Augenblick völlig bewusst. Oft genug war ich selbst verzweifelt, unsicher und auch tief verletzt. Und dennoch gab es immer eine gewisse Süße der Lebendigkeit selbst. Dieser „Kontakt“ mit dem, was ich jetzt einfach mal als meinen „Wesenskern“ betitele, hat mich immer angezogen, genährt und mit tiefer Erfüllung gesegnet.

Das war so, als ich das erste Mal mit dreizehn unglücklich verliebt war und all diesen wahnsinngen, inneren Gefühlen völlig ausgeliefert war. Es war so, als ich mich und meine Position in der Klassengemeinschaft in den Jahren der Pubertät immer wieder neu finden musste. Es war so, als meine Oma verstarb und ich so gerne wissen wollte, wo und was sie jetzt ist. Es war so, als ich mich dazu entschloss mein Studium zugunsten einer eigenen Yogaschule erstmal aufs Eis zu legen, obwohl meine Familie, die mich finanziell bei meinem Vorhaben unterstütze, dagegen war und ich all die Angst spüren konnte. Das war auch so, als ich zum ersten Mal Mama wurde und die Liebe zu diesem kleinen Wesen, all meine Vorstellungen immer wieder neu auf den Kopf stellte. Es war auch so, als sich die Beziehung zu meinem damaligen Mann veränderte und als wir unsere gemeinsame Yogaschule verkauften und auch unser Eigenheim. Es war so, als ich mich alleinerziehend, mit zwei Kindern, finanziell auf das absolut nötigste begrenzt, wiederfand und mich ganz auf das – zu jener Zeit – „Grundsätzlichste“ konzentrierte: Mein Mama-Sein und meine „inneren Wunden“ und „Prozesse“. Es war auch so, als ich schließlich wieder anfing zu unterrichten. Es war so, als mein Vater ganz plötzlich verstarb und sich dadurch unsere ganze Beziehung in einem völlig anderen Licht offenbarte – und mit ihr auch alle anderen Beziehungen um mich herum…

Es gib keinen Augenblick, der es nicht Wert wäre, gelebt, geschmeckt, gedacht, gefühlt und erspürt zu werden.

Auf diesem BLOG berichte ich von meinen Erforschungen, rege zum eigenen Erforschen an und gebe Impulse aus meinem Yogaunterricht.

Ich freue mich über alle, die sich dadurch inspiriert fühlen!

Von Herzen

Verena