ONLINE-Yoga (oder Yoga ganz ohne Lehrer und ohne Online)
– erscheint –
im ersten Augenblick vielleicht als eine blassere Variante von Yoga.
Insbesondere dann, wenn du gewohnt bist, zusammen mit mir (oder einer anderen Lehrerin) und anderen Teilnehmern lebendig in dem geschützen Rahmen eines schönen Yogastudios oder Retreatcenters zu üben.
Tatsächlich ist es aber eher wie der Moment, wo wir von Zuhause ausziehen und unser eigenes Leben beginnen…
Tatsächlich ist diese nun ausschließlich mögliche Art
– alleine Yoga –
zu praktizieren, eine Art „Schups“ auf den nächsten, natürlichen Schritt deines ganz gewöhnlichen Reifens!!!
Es ist eine (vom evolutionären Standpunkt aus betrachtet) perfekt geformte Form, um in deine SELBSTermächtigung hineinzuwachsen, anstatt unter der Glocke von „ich schaue nicht hin“, „ich mache, was alle machen“ oder „ich weiß genau was richtig und falsch ist“ FEST zu stecken.
Durch den globalen Rückzug werden viele Dinge sichtbar, die zuvor leichter übersehen werden konnten. Neben globalen Themen, sind das für dich persönlich auch einfach Fragen nach:
Was ist wirklich WERTvoll für mich?
Was habe ich tatsächlich in meiner Hand?
Wie komme ich spürbar und erlebbar in meine Ruhe und Kraft?
Wenn
du dies nämlich wirklich lebendig und für dich spürbar beantworten und
nutzen möchtest, dann bist du (immer schon) auf dich alleine gestellt.
Denn dies formt sich ja IN Dir!
Es geht jetzt nicht darum, dass es so aussieht, als hättest du alles unter Kontrolle oder als wärest du zufrieden, sondern mehr denn je darum, wie es sich für dich im Inneren darstellt und was du mit dem machst, was sich in deinem Innern zeigt.
„Mehr denn je“ heißt: Es kommt einfach mehr Licht rein. So wie immer Sommer einfach mehr Licht und Wärme durchdringt.
Im Bezug auf deine Yogapraxis wirst du jetzt vielleicht deutlicher mit deinem „inneren Schweinehund“ konfrontiert oder mit deinem Ehrgeiz, mit deiner Ungeduld, mit deiner Unsicherheit, mit deinem Bedürfnis nach Entertainment oder dem Wunsch Verantwortung abzugeben oder der Angst Kontrolle zu verlieren,…
Was immer es auch sein mag, JETZT ist die Chance daran zu reifen!
Dabei geht es nicht darum, es „richtig“ zu machen!!!
Es geht NICHT um Bewertung: „Oh, ich kann mich gar nicht beruhigen“ oder „Ich kann mich gar nicht aufraffen“ oder „Ich mache immer alles zu schnell“ oder was auch immer.
Es geht um ein VÖLLIG neues Verständnis dieser ALTEN Bewertungsstrukturen, Sicherheiten und Muster!
Etwas klarer zu SEHEN ist etwas anderes, als es zu bewerten!
Etwas zu SEHEN, ist es zu fühlen, wie es IST.
Das hat auch überhaupt nichts mit dem verstandesmäßigen Einordnen zu tun. All das (Einordnen und Bewerten) sind die alten Programme der Angst. Diese sind uns jedoch so sehr vertraut, dass wir sie gar nicht mehr als Angst wahrnehmen, sondern eher als natürlich oder sogar als „waches Bewusstsein“. Erst bei genauerem Hinsehen wird (vielleicht) deutlich, dass darunter die Angst liegt, „nur“ ein Teil eines riesigen Geflechtes der gesamten Lebendigkeit zu sein, hilflos zu sein, fehlerhaft zu sein,…
Wir haben nicht gelernt mit unserer „Fehlerhaftigkeit“ sanftmütig zu sein. Entweder verleugnen wir sie oder wir beurteilen und verurteilen uns dafür.
Jedes Urteil ist immer Trennung. Jede Angst ist immer Trennung.
Unserem Wesen nach sind wir jedoch mit allem verbunden. Und genau das ist es auch, was wir uns tief im Inneren wünschen: Verbundenheit. Und zwar keine oberflächliche Verbundenheit, weil wir vielleicht das gleiche „Hobby“ haben, sondern tiefe Verbundenheit, in der wir so sein können wie wir sind. Und in der wir den anderen/die andere so sein lassen könne, wie er/sie ist.
Das ist klares SEHEN!
Um „dahin“ zu kommen, bedarf es einer Art KONFRONTATION mit der Lebendigkeit in uns, statt den Fokus auf gewohnte Abläufe, Strukturen und Werte (in der Art: „Das ist doch klar, dass das so und so richtig ist“) zu haben. Diese Konfrontation ist eine, die innerlich bei jedem intim, individuell und sehr persönlich ablaufen muss, WEIL sie wahrhaftig ist. Kinder kennen Wachstumsschmerzen. Wir kennen emotionale Schmerzen. Es ist ein bisschen wie das „Aufplatzen“ einer zu klein gewordenen Haut. Es ist natürlich, dass wir etwas betrauern, was lange zu uns gehört hat. Aber sicher kennst du das auch, dass oft im Nachhinein sichtbar wird, wie etwas „insgesamt“ gut und förderlich war, WEIL du es genutzt hast! Obwohl es zu Beginn schwierig war.
Weißt du, was ich meine?
Es geht dabei nicht darum, alles „positiv“ zu sehen, sondern darum, es weise zu nutzen!
Was bist du wirklich?
Was bedeutet Lebendigkeit für dich?
Was willst du erleben?
Was berührt dich wirklich?
Falls es dich interessiert hier noch der Link zu meinen Online-Angeboten:
Alles, was wir sagen, sprechen wir in einer bestimmten Energie/Frequenz.
Und auch das, was wir wahrnehmen, nehmen wir entsprechend der Qualität wahr, von wo aus wir eben gerade „hören“: Das mag die Frequenz der Angst sein, die oft dann am präsentesten (aber eben auch am wenigsten sichtbar ist), wenn wir uns am sichersten fühlen. Denn warum fühlen wir uns gerade so sicher? Weil wir glauben, in diesem Moment alles unter Kontrolle zu haben. Wir scheinen genau zu wissen, was in diesem Moment passiert und ebenso wissen wir, wie wir uns hier zu verhalten haben, damit wir „sicher“ und „erfolgreich“ aus dieser Situation heraus kommen: Verstanden und Anerkannt.
So spricht oft die Frequenz des Verstandes mit seinen konditionierten Mustern und unbewussten Strukturen. Nicht, dass diese Frequenz irgendwie minderwertig wäre. Sie ist wunderbar. Sie ist eben eine Frequenz, die zum Mensch-Sein dazu gehört. Sie ermöglicht uns unglaublich viel, nämlich das systemische Begreifen innerhalb von Raum und Zeit.
Aber es ist nicht die einzige Qualität menschlichen Seins. Und: natürlich können wir unseren Verstand auch nutzen, mit weniger aktiver Angst-Energie.
In der Regel aber ist uns die Angst-Energie nicht einmal wirklich bewusst. Wir lernen sie erst dadurch mehr und mehr kennen, wenn wir Momente mit weniger Angst erleben. Momente, in denen wir auf einmal in der Lage sind, klar zu sehen und dabei nicht zu bewerten. Statt dessen tut sich ein weiter Raum auf, in dem alles gesehen ist und gleichzeitig vollkommen akzeptiert und angenommen. Es ist ein anderes Gefühl von „Liebe“, als wir es normalerweise vermuten…
Das ist die Frequenz des Herzraumes, die aufgrund ihrer unfassbaren Sanftheit und Weite gar nichts einordenen muss…
Es ist in etwa, wie das ändern der Frequenz am Radio!
Um uns auf die verschiedenen Frequenzen mehr oder weniger bewusst einstimmen zu können, müssen wir sie zuerst mehr und mehr kennenlernen!
Wenn wir Mantren hören (oder singen), dann rückt unser konditionierter
Verstand allein schon wegen der anderen Sprache, die ja nicht unsere
Alltagssprache ist, ein bisschen in den Hintergrund.
Und das Melodische spricht ebenfalls einen ganz bestimmten Teil unsers Seins an: Es ist die Qualität des „Fließen lassens“, der Hingabe, der fließenden Bewegung, statt der Statik des „so und so ist es“.
Die „Energie“ der Mantren ist immer lichtvoll. Sie beziehen sich niemals auf die alltäglichen Kleinlichkeiten des Mensch-Seins, diese oder jene Situation, sondern immer auf das, was jenseits dieser Kleinlichkeiten auch noch präsent ist.
Beim Hören und Singen von Kirtan, nähren
wir also diese Qualität, die immer auch schon in uns schwingt, die wir
aber im Gewusel des Alltags so leicht übersehen und überhören.
Am 17.05. (Freitag) ist es wieder soweit: Es gibt eine weitere Yogastunde mit live Musik (Mirko Mitschele) und mir, mit anschließendem gemeinsamen Singen im Yogaloft Kirchheim 18:00- ca. 21:00 Uhr
Verbindliche Anmeldung bis zum 15.04. 35,-€ danach 40,-€
Ich freue mich auf einen wunderbaren Abend mit euch
Heute erfährtst du etwas über meine ganz persönliche Erfahrung mit dieser Reihe. Es hat mit der Dimension zu tun, die trotz aller Unterschiedlichkeit von Erfahrung immer gleich bleibt. Aber dazu später mehr.
Die Rishikesh-Reihe ist das „Basis-Gerüst“ mit dem in der Sivananda-Tradition Asanas praktiziert werden.
Die Sivananda Tradition ist eine ganzheitliche Yogatradition. Das heißt, das die Asanas (der Hatha Yoga Teil) tatsächlich nur ein Teil von dem darstellt, was YOGA seinem Wesen nach ist. Selbst wenn in den angebotenen Hatha Yoga Stunden, es augenscheinlich so wirken kann, als ginge es hier lediglich um den Körper, so wird im Vergleich zu manch anderer Tradition (oder zumindest nach einiger Zeit) bald klar, hier geht es eigentlich um dein Bewusst-SEIN.
Wenn die Rishikes-Reihe ein Basis-Gerüst darstellt, dann heißt das, dass in den Anfänger-Stunden auch viele andere, vorbereitende Übungen gelehrt werden, die auf diese Grund-Haltungen vorbereiten und dass es in Stunden für geübte Schüler mehr und mehr um die energetischen Ebene der Haltungen, das Pranayama und die Meditation geht.
Yoga-Stunden nach der Sivananda Tradition laufen nicht immer komplett gleich ab, aber haben im besten Falle eine bestimmte Atmosphäre, eine bestimmte Qualität, die spürbar ist.
Das jedoch hängt natürlich immer auch vom Lehrer oder der Lehrerin ab und davon was er oder sie selbst in sich lebendig erfahren hat. Etwas weiterzugeben, weil man es theoretisch begriffen hat oder etwas weiterzugeben, weil es das eigene „Herz“ berührt, ist natürlich immer ein großer Unterschied. Andererseits sind wir als Menschen so so viele, mit so so unterschiedlichen Bedürfnissen und (inneren) Orten, an denen wir stehen, da braucht es sicher eine Vielzahl an unterschiedlichen Lehrern. Nicht nur, damit jeder Schüler und jede Schülerin, jeder Körper und jede Körperin den Platz finden, von dem aus sie weitergehen möchte, sondern auch damit jeder Lehrer und jede Lehererin das weitergeben kann, was speziell er oder sie zu geben hat.
Nun zum traditionellen Aufbau der Stunde:
Nach einer bewussten Zeit des Ankommens (des Bewusstseins im Körper und damit HIER in diesem Moment) und dem „Aufwärmen“ (im Sonnengruß), ist die erste richtige Haltung der Rishikesh-Reihe: Der Kopfstand.
Und direkt HIER fängt es auch schon an, dass die Tradition fragwürdig wird…
Einer Geschichte nach IST der Kopfstand nämlich gar nicht die erste Haltung der Rishkesh-Reihe, sondern eigentlich die LETZTE! Weil sie aber etwas herausfordernd ist und einige Schüler im damaligen Ashram gerne zum Ende der Stunde hin, auf die Toilette verschwunden sind, um diese Herausforderung zu umgehen, wurde diese wunderschöne Asana kurzerhand an den Anfang der Reihe gesetzt 😉
Wie auch immer es tatsächlich waHr, es zeigt wunderbar die Lebendigkeit und Bewegtheit des Lebens!!!
Egal welcher Tradition wir folgen, also egal welche Wurzeln wir haben, die uns energetisch, aber auch mit Wissen und Erfahrung so so wunderbar nähren (sei dies nun die Liebe und die Talente unserer Eltern, die Herausforderungen, an denen wir im Laufe unseres Lebens wachsen durften oder die wahnsinnig interessanten Errungenschaften, Erforschungen und Gedanken unserer Vor- Vorfahren), wir DÜRFEN mit diesen Geschenken WEITER gehen!!!
JETZT sind wir an der Reihe und jetzt ist es an uns mit diesem Wissen und diesen Gaben in der jetzigen Zeit, in diesem aktuellen lebendigen Moment, belebt umzugehen!
Was braucht es jetzt?
Was ist JETZT umsetzbar?
Was ist jetzt authentisch?
Wie dem auch sei….
Der Kopfstand wird in real gelebten Sivananda-Yoga-Klassen geübt oder weggelassen, an den Anfang oder an das Ende der Yogastunde gesetzt, sehr technisch, korrekt und gut vorbereitet geübt oder energetisch begleitet. Das hängt von der jeweiligen Klasse ab.
Wenn du nun in irgendeiner dieser Klassen bist, sind da vielleicht 6 oder 10 oder 20 oder 50 andere Teilnehmer mit dir. Für jede einzelne wird diese eine Moment des Kopfstandes besonders sein. Und zwar ganz egal ob sie ihn mitmacht oder einfach auslässt.
Warum?
Weil du in jedem Fall eine Erfahrung machst, die dir im Rahmen der Yogastunde vermutlich sehr bewusst wird.
Du wirst mit deinen Ansprüchen konfrontiert, mit deinen Grenzen, mit deinem Ehrgeiz und mit deiner heutigen (immer aktuellen) körperlichen Verfassung (die sicherlich anders ist als gestern, letzte Woche oder morgen). DU wirst konfrontiert mit dem Maß, dich einzulassen, auf das, was IST, was dir JETZT zur Verfügung steht.
Und genau das IST Yoga.
Weil es dich mit dir in Kontakt bringt. Es bringt dich in Kontakt mit dem, was du deinem Wesen nach bist und mit dem, was durch dein Wesen Form annimmt: All die Vorstellungen, all dein Wissen, all die Prägungen,…
Von daher ist es fast egal, welche Yoga-Asana du wie ausübst…
Und dennoch wirkt tatsächlich jede noch so kleine Kleinigkeit auf dein gesamtes System. Wenn du in dieser Asana plötzlich den Beckenboden mit aktivierst oder nicht, wenn du minimal die Mundwinkel hochziehst und deinen Blick entspannst,…
…das verändert ALLES!
Probiere es aus 🙂
Zurück zum Kopfstand: Der Kopfstand aktiviert energetisch die „Verbindungstelle“ zwischen menschlichem Bewusstsein und dem „göttlichen Funken“ in uns, denn er spricht das Sahasrara Chakra an. Das Sahasrara Chakra ist das „Tor“ zu der Dimension, in der all die scheinbaren Trennungen, die wir als menschliche Wesen erleben, all die Einteilungen in „ich“ und „du“, „richtig“ und „falsch“, „voll“ und „leer“, „Mann“ und „Frau“,… …in ihrer Scheinbarkeit offensichtlich werden.
Eigentlich beginnt dieses „Sehen“ bereits im Herzraum (Anahata-Chakra) und ist eine ganz natürliche Entwicklung menschlicher Evolution. Eine Evolution des Bewusstseins, die in ihrem eigenen Rhythmus auf natürliche Weise irgendwann Form annimmt.
In einigen Traditionen wird diese natürliche Entwicklung und menschliche Evolution beschrieben als „Kundalini-Erwachen“. Dieses Wort (Kundalini-Energie) und die damit verbundenen Erklärungen sind jedoch nur eineWeise, diese natürliche Entwicklung zu beschreiben und zu erklären. Letztlich gibt es unendlich viele Ausdrucksmöglichkeiten. Und natürlich einige, die überhaupt keiner yogischen Begriffe bedürfen. In diesem Sinne sind natürlich auch keine Asanas (Yogahaltungen) von Nöten, um hier irgendwie vorwärts zu kommen. So wie in einem Garten die verschiedensten Sträucher, Bäume, Gräser, Blumen und „Nutzpflanzen“ wachsen, ist auch Yoga lediglich eine Form von unendlich vielen Ausdrucksmöglichkeiten des Lebens selbst.
Wenn du dich jedoch aus irgendeinem Grund von Yoga und der Arbeit mit dem Körper angezogen fühlst, dann ist jede einzelne Yogahaltung wie eine Tür.
Der Kopfstand ist nun die Tür, die dich mit deinem „höheren Selbst“ verbindet. Also mit dem, was „Oberhalb“der Kleinlichkeit des menschlichen Geistes existiert. Mit all dem, was hinausgeht über die Ideen von „richtig“ und „falsch“. Mit all dem, was jenseits von diesem oder jenem so wunderbar und detailliert dargelegten (emanzipierten, menschlichen, politischen, wirtschaftlichen, religiösen, spirituellen,…) Konzept IST. Insofern ist es sogar ein Hinausgehen über jede Form von Erfahrung, die du als „Ich“ machen kannst.
Während deine Wurzel (das Muladhara Chakra) dich verbindet mit der „Tiefe“ von Menschlichkeit. Diese hebt sich deutlich ab von der Qualität des Tieres oder der Pflanzenwelt. Gleichzeitig verbindet dich dieses Chakra (diese Qualität) mit der gesamten Qualität von Erde.
Die Erde hat eine gewisse Schwingung und „Energiequalität“ – die sich natürlich auch entwickelt. Du bist über das Wurzelchakra mit der Energie der Erde verbunden. Die Energie der Erde ist u.a. die Qualität des Form-Annehmens.
Das Wurzelchakra ist am unteren Ende der Wirbelsäule. Wenn wir aufgerichtet sind, fließt Energie durch uns hindurch. Die Energie der Erde und die Energie des „Himmels“. Deswegen ist das Thema der Aufrichtung nicht unbedeutend.
Gerade im Yoga geht es immer auch um deine Aufrichtung. Um deine innere Aufrichtigkeit und damit Authentizität.
Wer bist du deinem Wesen nach?
Was will aus dir herausfließen und Form annehmen?
Die Rishikesh-Reihe legt mit ihren Haltungen den Fokus auf die Bewegung des Formlosen in der Form.
Jede einzelne Körper-Haltung entspricht einer inneren Haltung. Dabei ist die Reihenfolge deswegen nicht völlig egal, weil ja beispielsweise auch zuerst der Same kommt, dann der Keimling und dann die Pflanze und wachsen und öffnen eben nicht kunterbund durcheinander geschieht – während es gleichzeitig höchst individuell Form annimmt.
Es ist einerseits völlig egal ob wir nun wirklich mit dem Kopfstand anfangen oder ihn an das Ende setzten oder gar nicht machen. Es ist insofern nicht egal, weil wir schauen sollten WO wir stehen.
Bevor ich in einen Kopfstand gehe, ist es interessant, ob mein Körper (und mein Geist) darauf vorbereitet sind:
Habe ich genug Kraft? Habe ich genug Stabilität druch Beckenboden, Bauch- und Armmuskulatur? Was ist mit meinem Augen- und Blutdruck und wie viel Angst ist vorhanden? Vertraue ich dem Lehrer, der Lehrerin?
Manchmal dürfen wir aber auch spielen wie Kinder und einfach unsere Erfahrungen machen 😉
Am Ende gibt es unendlich viele Möglichkeiten mit der Rishikesh-Reihe zu spielen und dennoch ihren Wert zu ehren und als Geschenk weiterzugeben.
Ich hoffe, ich konnte dich ein wenig inspirieren <3
Von Herzen
Verena
Wer mehr von mir hören oder lesen magst findest du mich in Kirchheim Teck und auf youtube
Seit 2001 unterrichte ich Yoga – und die Sivananda-Tradition ist sozusagen meine Wurzel!
Es ist die Basis von der aus ich mich körperlich sozusagen ent-deckt habe: Ich habe wirklich innerlich erspürt, wie alles im Körper miteinander in Verbindung steht.
Aber nicht nur das, sondern auch wie sich meine Anspannung, meine Angst oder meine Vertrauen körperlich ausdrückt.
Ich habe gelernt (innerlich erfahren, in meinem ganz gewöhnlichen Alltag, wieder und wieder und immer wieder neu) wie der Geist funktioniert und wie all das Ausrücke von Energie sind…
Sivananda Yoga ist in erster Linie also sicher keine bestimmte Art, Asanas auszuführen, sondern steht für Ganzheitlichkeit. Aus all den Aspekten, die menschliches Dasein ausmachen besteht letztlich auch der Yoga. Bevor ich das jedoch weiter ausführe, möchte ich noch einen kurzen Exkurs in die Welt der Asanas machen, denn das ist ja das, was wir am häufigsten mit Yoga verbinden:
Und um das einmal klarzustellen: Asanas – die Körperhaltungen im Yoga – sind keine ausgedachten Haltungen, die auf irgendeine „besondere“ Person oder gar Tradition zurückgeführt werden könnten. Sie sind quasi menschliches „Allgemeingut“, so wie all die Pflanzen uns da draußen frei zur Verfügung stehen und wir ihre Wirkung ganz frei und lebendig selbst erforschen können – wenn wir wollen.
Wenn ihr euch Babys anschaut (völlig egal in welcher Kultur), dann werdet ihr beobachten können, wie sie alle – von ganz alleine, ohne jegliche Unterstützung – die gleichen Bewegungen machen, um von der „hilflosen“, liegenden Position aus in die Bewegung, ins Rollen, in den Vier-Füßler-Stand und schließlich in die aufrechte Position zu gelangen, um sich (aufrichtig) selbstständig fortzubewegen. Diese körperliche Entwicklung ist gleichzeitig eine Entwicklung in das „Ich“ hinein. Mit der wachsenden Fähigkeit, die eigene Körperhaltung zu verändern, wächst auch die Perspektive, aus der das kleine Kind die Welt betrachten kann. Während es am Anfang nur daliegt und alles lediglich von oben auf es zukommt, kann es irgendwann seinen Kopf heben und die Dinge aus der Bauchlage betrachten. Später fängt es an sich so zu „drehen“, dass es sich um sich selbst drehen kann. Irgendwann kann es sich selbstständig auf Dinge zu bewegen oder von ihnen weg. Dies geschieht langsam. Gemeinsam mit dem Körper wächst die Fähigkeit, die Einflüsse der Umgebung zu verarbeiten.
Im Yoga machen wir im Grunde nichts anderes 😉
Die „Kobra“ (Bhujangasana) und die „Heuschrecke“ (Shalabhasana), sind zentrale Yogapsoitionen der Rishikesh-Reihe (Sivananda-Tradition) – aber auch einiger anderer Yoga-Traditionen. Beide Haltungen sind klassische Bewegungen, die jedes Kind macht, um genug Kraft zu entwickeln, um in den 4-Füßler-Stand zu kommen, und sich so langsam aufzurichten.
Die Aufrichtung des Menschen – im Gegensatz zum völlig anders bewegten SEIN in der Pflanzen- und Tierwelt – steht auch für eine ganz bestimmte Qualität des Bewusstseins. Dies weist nämlich im Menschen völlig andere Qualitäten auf, als eben im Bereich der Tiere, Pflanzen, Mineralien,…
Diese Qualität des Bewusstseins ist natürlich nichts statisches! Es ist (seit Beginn der Menschheit) eine sich immer weiter und weiter entwickelnde Qualität – mit jedem Augenblick des Formannehmens!
Jede Haltung, die wir im Yoga einnehmen, verändert etwas in unserem Energiesystem und in unserem Bewusstsein.
Das gleiche passiert in jeder menschlichen Begegnung: Durch alles, was wir sehen und nicht sehen, durch alles, was wir hören und nicht hören. Es ist ein ganz natürliches Wachsen und Reifen. Und ein ganz natürliches weiteres Form annehmen.
Yoga ist also EINE Form. Es ist eine mögliche Form. Und damit eine „Tür“, durch die wir gehen können.
Sivananda Yoga ist ein Integraler Yoga, bei dem die Körperhaltungen nicht an erster Stelle stehen. So wie menschliches Sein – auch wenn wir das oft vergessen – nicht nur aus Gedanken, Ideen und Interpretationen besteht, sondern AUCH aus einem Körper, Emotionen und einer „Seele“, so berührt der Integrale Yoga all diese Facetten menschlichen Seins:
Raja Yoga (Teil des integralen Yogas) bezieht sich auf die Qualität des Verstandes: Was ist der Verstand? Wie beinflusst er menschliches Sein? Bhakti Yoga (ein weiterer Teil des integralen Yogas) bezieht sich auf die Gefühlsebene und die Möglichkeit von Hingabe. Karma Yoga (ja, gehört auch zum integralen Yoga) greift die Tatsache auf, dass wir handeln. Wir können als Menschen nicht nicht handeln. Selbst wenn wir den ganzen Tag im Bett liegen würden, wäre das ein Art Handlung, die eine Wirkung nach sich zieht. Natürlich ist auch jeder Gedanke eine Handlung (völlig egal ob du daran glaubst, dass es „dein“ Gedanke ist und auch völlig egal ob du daran glaubst oder selbst erforscht hast, dass die Gedanken lediglich „durch“ dich Form annehmen und gleichzeitig dem Gesetz von Ursache und Wirkung unterliegen).
Karma steht für das Gesetz von Ursache und Wirkung.
Achtung: Beim KARMA geht es nicht um Wertung! Es geht einfach nur darum, Zusammenhänge zu erkennen. Wertfrei!
Der Teil in uns, der wertet, ist lediglich der – eigentlich austauschbare Teil – der konditionierten Gedanken. Andere Prägung = andere Vorstellung von „richtig“ und „falsch“.
Selbst wenn wir behaupten, dass wir wissen, dass es EIGENTLICH kein „richtig“ und „falsch“ gibt, – was ist mit unserem realen (unbewussten) Erleben von „richtig“ und „falsch“?
Wenn ich „zu viel“ esse, muss dieses Essen verdaut werden. Wenn ich etwas sage oder nicht sage, gibt es diese oder jene Reaktion von außen und daraufhin wieder eine Reaktion von mir. Vielleicht habe ich die Idee, diese Reaktion steuern zu können, vielleicht meine ich, dass ich das nicht kann (je nachdem woran das Ich gerade glaubt oder was es kürzlich herausgefunden hat). Das alles ist das System von Ursache und Wirkung, das wir Karma nennen und das völlig unabhängig von unserem Glauben, Verstehen und nicht Verstehen ganz natürlich funktioniert.
Jnana Yoga (ein weiterer Teil des integralen Yogas) befasst sich nun mit dem menschlichen Aspekt, der unberührt ist von der Ich-Struktur. Der Teil, der jedoch selbst die Ich-Struktur belebt.
Man könnte es auch so ausdrücken: Der Teil, der selbst in der Ich-Struktur Form annimmt:
Unser „Wesen“, unser „Selbst“, der „göttliche Funken“, unsere „Seele“,…
…und schwupps sind schon wieder alle Vorstellungen (Raja-Yoga) aktiviert 😉
Wo sind denn nun endlich die Yoga-Haltungen versteckt?
Klassisch gesehen gehören diese in den Bereich von Tantra (NEIN! Hier geht es nicht um Sex, sondern um eine „philosophische Richtung“, die sich jedoch nicht im Geistigen verlieren will, sondern ihren Fokus im Bereich des Erfoschens von Menschlichkeit – IM menschlichen Daseinselbst – hat). Im Druchdringen des Mystischen bejaht Tantra Menschlichkeit und wendet sich nicht von ihr ab, so wie viele andere Richtungen, in denen man alles typisch Menschliche leicht als „illusorisch“ oder „niedrig“ im Gegensatz zum „All-Ganzen“ verstehen könnte.
Ist Menschlichkeit nicht gerade ein Teil dieses „All-Ganzen“?
Es gab eine Zeit in meinem Leben, in der ich mich von all dem, was ich bis dahin lediglich mit dem Verstand begriffen hatte, zurückziehen musste, um ich SELBST zu werden.
…um selbst zu erforschen!
Wie eine „Pubertierende“ musste ich mir demnach auch meine Yoga-Wurzeln aus der Distanz anschauen. Vieles in mir war in Bewegung geraten. Sicher auch durch die Yogapraxis. Aber mehr noch durch das Leben selbst. Fragen, die ich schon seit meiner Kindheit kannte, wurden auf andere Weise präsent: Wer oder was bin ICH wirklich? Was ist diese verrückte Lebendigkeit? Gibt es tatsächlich irgendwelche „Regeln“?
Ich hatte Philosophie studiert, war schon eine zeitlang Yogalehrerin und bereits Mutter. Ich hatte schon viele Antworten auf meine Fragen gefunden und dennoch war da wie so ein Drängen hinein in eine noch tiefere Authentizität. Ein Drängen nach einem „inneren“, absoluten Wissen, das keine Zweifel mehr zuließ.
Es durchdrang wirklich ALLE Lebensbereiche, nicht nur meine Tätigkeit als (Yoga-)Lehrerin, die ich immer wieder komplett in Frage stellte. Es durchdrang ebenso meine Ideen von Beziehung, Glück, Familie, Geld, Sicherheit, Spiritualität, Wissen im Allgmeinen.
Am Ende – wobei man hier nicht wirklich von einem „Ende“ sprechen kann – stand dann tatsächlich so etwas wie ein Berühren meiner eigenen Innerlichkeit. Jedoch auf eine Weise, die so ganz anders war/ist, als das „Ich“ es sich vorgestellt hatte.
Denn DAS ist nichts, was die Ich-Energie haben könnte!
Und dennoch ist ES stabiler als alles, woran sich diese „Ich-Struktur“ klammert
– insbesondere wenn sie meint, sich selbst zu durchschauen ;- )
Auf diesem weglosen Weg, auf dem ich wirklich alles mögliche immer und immer wieder in Frage gestellt hatte – und genauso oft (meist unbemerkt) versucht habe, mir ein neues, anderes Konzept zurechtzulegen – stellte ich also auch meine Yoga-Wurzeln in Frage, begann nach und nach in meine eigene, authentische Weise des Unterrichtens hineinzuwachsen… …und kehrte irgendwann zu einem Weiterbildungsseminar zu meinen Wurzeln zurück: neugierig, interessiert, aber durchaus auch skeptisch.
Als ich damals also zu meinen Wurzeln zurückfand (ähnlich als würdest du nach sehr, sehr langer Zeit das Haus oder das Dorf deiner Kindheit besuchen), war es natürlich NICHT irgendein theoretisches Wissen, was mich berührte. Ich war durchaus so klar, dass ich all die vermeintlichen „Fehler“, die ich damals kritisiert hatte, immer noch sehen konnte. Aber sie störten den Schatz nicht, der eben auch sichtbar wurde!!!
Das Gleiche passiert wohl auch, wenn du deine eigene Kindheit mit all ihren Höhen und Tiefen, mit all den Geschenken und Verletzungen – die im gewissen Sinne selbst Geschenke waren – mit den Augen der Klarheit siehst.
All die „Fehler“ sind auf einmal „menschlich“ und akzeptiert. So wie ich selbst jeden Tag mit meiner eigenen „Fehlbarkeit“ konfrontiert bin und gerade DURCH sie, tiefer und tiefer blicke, lerne, vergebe (mir und den anderen), immer weiter aufwache – und natürlich Ganzheit BIN!
Vollkommenheit ist etwas völlig anderes, als Perfektion. Perfektion hat ein Gegenteil. Ganzheit enthält alles.
Menschliches Dasein nimmt Form andurch Dualität. Wir begreifen und erleben gerade durch (die scheinbare Trennung von) Körperlichkeit und auch durch das Wechselspiel zweier Pole: Tun und Geschehen lassen, verstehen und nicht verstehen, Liebe und nicht Liebe,…
In meinem Fall war ich – als ich nach einigen Jahren zum „Schnuppern“ zu meinen Yoga-Wurzeln zurückkehrte – so unendlich dankbar für die Fülle, die ich insbesonders bei Yoga Vidya geschenkt bekommen hatte. Es war wirklich so, als würde eine gereifte Frau, die als Teenager das Elternhaus verlassen hatte, um ihren eigenen Weg zu finden, mit neuen Augen nach vielen Jahren nach Hause kommt. Während sie als Teenager einige Dinge an ihren Eltern auszusetzen hatte, war sie inzwischen selbst Mutter geworden. Neben all den „Fehlern“, die ihre Eltern gemacht hatten, war sie nun in der Lage auch die Liebe zu sehen, die die ganze Zeit über dagewesen war. Sie hatte erfahren, dass sie nicht umhin kam, dieselben (und andere) Fehler mit ihren eigenen Kindern zu machen – und dass einige davon gar keine „Fehler“ waren, auch wenn sie von außen vielleicht so aussahen. Sie hatte gelernt, die größeren Zusammenhänge zu sehen. Gleichzeitig was sie dehmütig geworden angesicht dieses unfassbaren Paradoxes von Komplexität und EInfachheit, Form und Leere.
Als ich also zu meinen Wurzeln zurückkehrte, erkannte ich die Fülle, mit der ich all die Jahre (unbewusst) gearbeitet hatte. Und auch wenn sich mein eigener Unterrichtsstil (augenscheinlich) zumindest von der Rishikesh-Reihe etwas entfernt hatte, so ist der integrale Geist noch immer derselbe.
Unterrichten passiert nun aus dem Sehen heraus, was für die Teilnehmer körperlich möglich ist und was energetisch gebraucht wird. Es passiert aus dem heraus, was ich BIN. Ich kann nur DIES hier sein, das genau auf diese Weise Form annimmt (und sich natürlich weiterhin verändert). Das was ich BIN, ist weder gut noch schlecht, weder richtig noch falsch. Und doch lerne ich und lerne ich und lerne ich… während ich gleichzeitig vollständig bin.
Auch ich lege mit meinem Unterricht lediglich eine Basis, mit der jede Seele, jeder Körper, jedes Leben, in jedem Moment „weiterarbeitet“.
Ein besonders kostbares Geschenk der Sivananda-Tradition bei Yoga Vidya – für mich persönlich – war die Einführung und Begleitung der (fortgeschrittenen) Energiearbeit in Verbindung mit intensivem Pranayama (Kundalini Yoga, als Teil von Tantra-Yoga). Zuerst als Technik genutzt, wurde es mit der Zeit eine ganz natürliche Bewegung, die völlig unbahängig von irgendeiner körperlichen Praxis immer offensichtlicher wurde!
Es gab und gibt so viele Lehrer in meinem Leben: tolle Yogalehrer, Satsang-Lehrer, Menschen, die mich geliebt haben und Menschen, die mich nicht geliebt haben – und natürlich jeder Augenblick dieses unglaublichen Lebens, jedes Form-Annehmen meiner eigenen Innerlichkeit, jede Frage, jede Antwort, jedes Verwerfen irgendeiner Antwort…
Was für eine Reise!
Wer Lust hat, zusammen mit mir Yoga zu machen, findet mich in Kirchheim unter Teck oder auf youtube!
Jede Asana (jede Körperhaltung), die wir einnehmen, entspricht einer bestimmten Qualität. Das passiert ganz automatisch, ohne dass wir irgendetwas dafür tun müssten, denn unser Körper ist ganz natürlich Ausdruck von Lebendigkeit. Wir spüren das zum Beispiel wenn aufgeregt sind und ein mulmiges Gefühl im Bauch haben oder wenn unsere Augen müde sind und wir nicht mehr konzentriert nach außen schauen wollen…
Das heißt: Unser Körper zeigt uns gewissermaßen, was „innerlich“ gerade so abgeht. Er zeigt uns wieviel Kraft gerade zur Verfügung steht, er zeigt uns unsere wunden oder weichen Stellen…
Das heißt aber auch, dass – wenn wir anfangen unseren Körper zu bewegen – auch unsere inneren Strukturen mitbewegt werden. Wir stärken also beispielsweise unsere Basis (unseren Beckenboden) und damit berühren wir u.a. auch das Thema unseres Urvertrauens. Oder wir dehnen und öffnen vorsichtig (körperliche) Bereiche, die vielleicht seit langer Zeit hart und zusammengezogen waren und damit rühren wir ganz automatisch auch unsere eigene Berührbarkeit an.
Unser Körper ist Ausdruck unserer Schutz-, Flucht-, und Kampfreflexe – und all diese werden angesprochen, sobald wir mit einem körperlichen „Schmerz“ konfrontiert werden (damit arbeiten wir zum Beispiel in den passiven Yin-Haltungen ganz bewusst).
Was passiert nun, wenn wir unseren Kopf ablegen?
In den letzten Jahrzehnten hat sich das menschliche Denken zu einem immer schärferen Werkzeug herausgebildet. Und das ist wunderbar! Wir haben gelernt, uns unseres eigenen Verstandes mehr und mehr zu bedienen. Wobei man jedoch ehrlicherweise sagen muss, dass wir sehr, sehr oft eher die Gedanken (und Traditionen (auch spirituelle Traditionen)) von anderen denken, anstatt wirklich unseren eigenen Verstand zu benutzen. Ein Grund dafür ist sicherlich der, dass wir uns wenig Raum und Zeit nehmen, genauer Hinzuschauen! Oftmals scheinen wir so sehr beschäftigt, dass es notwendig ist, in Automatismen zu verfallen, anstatt Energie aufzuwenden, wirklich neu zu schauen – und dann vielleicht eben auch mal zuzugeben, dass man falsch lag oder es mittlerweile anders sieht oder dass man noch gar nicht so genau weiß, was man eigentlich darüber denkt!
Da ich menschliches Sein als ein sehr „komplexes Gebilde“ verstehe, sehe ich das Denken als einen wertvollen Teil dieses Seins – aber eben nicht als den einzigen.
Wenn ein Bereich lange Zeit intensive Aufmerksamkeit bekommt und dadurch wächst und sich ausbildet, kommt es vor, dass andere Bereiche zu kurz kommen und irgendwann ein enormes Ungleichgewicht entsteht. In der Regel gleicht das Leben das irgendwann ganz automatisch aus. Denn unser menschliches Leben formt sich gerade durch die Spannung (mindestens) zweier Pole.
Die Ganzheit wird erst sichtbar und erfahrbar durch das Gegenteil. Wir lernen über die Liebe u.a. dadurch, dass wir erfahren, wie sich die Abwesenheit von Liebe anfühlt…
Zum menschlichen Sein gehört neben dem notwendigen gedanklichen Erfassen von Lebendigkeit auch das körperliche Erleben von Kraft, Kraftlosigkeit, Anspannung, Entspannung, Weichheit, Verletzlichkeit, Sinnlichkeit, Genuss, Schmerz,…
…ebenso wie das emotionale Erleben von Lebendigkeit. Und auch „feinere“ Ebenen von Energie sind durchaus individuell und real erlebbar.
Wenn wir unseren Fokus lange Zeit im Kopf haben, kommt es vor, dass wir uns dort verhaspeln. Dann brauchen wir ein bisschen Aus-Zeit um wieder neu und weit denken zu können. Dabei kann uns u.a. der Körper und Körperarbeit dienlich sein.
Manchmal ist es hilfreich, ganz neue gedankliche Inspirationen einzuholen, um einen neuen Blick zu bekommen.
Manchmal ist es heilsam, die komplette Geschichte mal für einen Moment loszulassen und gar nichts wissen zu müssen und stattdessen mit der Erleichterung des nicht-Wissen-müssens zu sein (die u.U. vielleicht auch zunächst erst einmal als furchterregend erlebt wird – denn oftmals identifizieren wir uns wirklich komplett mit unseren Gedanken über uns und eine bestimmte Situation. Deswegen haben wir auch oft das Gefühl, genau diese Sichtweise verteidigen zu müssen).
Was passiert aber, wenn wir unsere Sicht komplett anerkennen und gleichzeitig offen dafür sind, dass diese Sicht nicht alles ist?
Sondern nur eine Sichtweise.
Was passiert?
Wenn wir uns einen Moment Zeit nehmen, mal ganz authentisch und selbstständig nachzuforschen, werden wir herausfinden, dass Gedanken zunächst ungefragt erscheinen. Auch wenn sich Gedanken also quasi durch uns ausdrücken, so erscheinen sie doch zunächst ungefragt (in uns). Wir sind also nicht diese (tollen oder schrecklichen) Gedanken. Wir könnten auch ganz anders darüber denken…
Tun wir aber nicht.
Egal warum, wir gerade genau dieses hier für bedeutsam halten, – HIER entfaltet sich gerade diese Form.
Und wir sind Ausdruck dieser Form und gleichzeitig Beobachter dieses Ausdrucks.
Im Anschluss an das Auftauchen eines Gedankens, legt sich das Bewusstsein mehr oder weniger darauf (d.h. der Gedanke wird uns mehr oder weniger bewusst oder eben nicht bewusst) und zusätzlich wird dieser Gedanken mehr oder weniger für wahr gehalten – oder für weiter erforschungsbedürftig erachtet. Gleichzeitig mit dem Gedanken (bzw. kurz darauf) zeigt sich dann auch ein entsprechendes Gefühl zu jenem Gedanken. Dieses veranlasst uns direkt zu einer Reaktion, der – je nach innerer Struktur – blind gefolgt wird oder die mit mehr oder weniger Spielraum erforscht wird.
Wenn wir unseren Kopf jetzt ablegen, passiert etwas in unserem Körper- und Nervensystem. Denn wir legen den Teil ab, mit dem wir uns zumeist indentifizieren. Ohne, dass wir irgendetwas dafür tun müssten, entspannt etwas in unserem System. Und das kannst du ganz einfach selbst überprüfen:
Leg deinen Kopf einmal vor dir auf den Boden ab.
Was passiert?
Was passiert, wenn du gar nicht „nach draußen in die Welt“ schauen kannst und damit auch nicht so wie sonst in das ganze Spiel von „ich“ und „du“ eintreten kannst. Du siehst – selbst wenn du die Augen jetzt öffnest – nicht weit, sondern gerade auf den Boden, auf den Platz, an dem du stehst (bzw. gerade sitzt/liegst).
Du bist weniger mit dem konfrontiert wie irgendetwas aussieht, was die anderen machen, wie es bei den anderen aussieht,…
Du bist mehr bei dir.
Stell dir jetzt vor, jemand würde dich ansprechen und mit dir über irgendeine Sache diskutieren wollen. Was würdest du tun? Du würdest deinen Kopf heben und deinen Standpunkt deutlich machen wollen, indem du dem anderen auf Augenhöhe gegenüber trittst (inklusive all deiner anderen energetischen, psychischen und körperlichen Muster von Vertrauen, Schutz, Angst und Kontrolle).
Hier kannst du einen Eindruck davon bekommen, wie die Körperhaltungen (immer schon) wirken – in die eine und in die andere Richtung.
Wenn du mehr darüber herausfinden magst, dann komme doch mal in eine meiner Yogastunden (in Kirchheim/Teck) oder besuche micht auf youtube:
Und noch ein bisschen mehr zum Thema: Zu HAUSE YOGA üben…
Manchmal ist die Frage einfach: Wie fang ich an?
Da sind Asana-Reihenfolgen natürlich sehr praktisch!
Ein weiterer Vorteil:
Wenn du immer die gleiche Reihe übst, wirst du mit der Zeit immer mehr und vorallem tiefer ent-decken, was die Qualität dieser Asana eigentlich ist. Jede einzelne Asana erzählt im Grunde eine ganze Geschichte…
…und ich spreche hier noch nicht einmal von der Energie-Qualität der Haltung, sondern alleine schon von den körperlichen Aspekten.
Ich kann mich noch sehr genau daran erinnern, wie viele Jahres es letzendlich gendauert hat, bis ich tatsächlich körperlich, gefühlt begriffen habe, wir sehr der Beckenboden mit der inneren Aufrichtung zusammenhängt und wie sehr diese Aufrichtung an dem Zusammenspiel jedes einzelnen Körpergewebes hängt und wie sich diese Aufrichtung zum Beispiel in den Umkehrhaltungen auswirkt.
Ich kann mich auch noch sehr, sehr gut daran erinnern, als ich in irgendeiner Stunde meiner damaligen Yogalehrerin (Herzensdank an Prema) auf einmal ein sehr tiefes „Aha-Erlebnis“ mit der Haltung des Fisches (Matsyendrasana) erlebt habe.
Ich hatte diese Stellung bereits hundertmal gemacht und sicher sah sie äußerlich ähnlich aus. Dieses Mal aber floss mein Atem so tief, so weich, dass er wirklich einen inneren Raum berührte, so dass die Haltung nicht aus dem Kopf, sondern aus dem gesamten Moment heraus Form annahm. Ich war tief berührt von diesem Erleben, was nicht nur meinen Körper bertraf, sondern mein gesamtes Bewusstsein.
Wenn wir mit Asana Reihen üben, dann haben wir die Chance nicht ständig auf der Suche zu sein, was wohl als nächstes „dran“ sein könnte, was wohl am effektivsten wäre oder wie ich mich am besten ablenken könnte oder wie ich meine Schmerzen loswerde oder oder oder…
Wir machen einfach.
Natürlich achtsam und im besten Fall abgestimmt auf unsere körperlichen Möglichkeiten und Bedürfnisse.
Dennoch: Wir machen es einfach!
Und zwar mit unserem gesamten Sein. Nicht nur mit unserem Körper. Das ist Yoga!
Anstatt also in der äußeren Erscheinung immer wieder eine Abwechslung, einen „Kick“ oder auch Perfektion zu suchen, lernst du „tiefer“ zu schauen. Möglicherweise wird es völlig egal, wie die Yogastellung von außen aussieht und du beginnst statt dessen zu entdecken, wie sie sich von innen anfühlt.
In diesem Entdecken fängst du an, dein eigener Lehrer zu sein. Du ent-deckst (du deckst durch dein eigenes Erforschen und Erleben auf) wie du die Stellung mit deinem Körper und mit der heutigen Verfassung am besten ausführen kannst. Dabei mögen „Kleinigkeiten“ auftauchen: Der Umgang mit einer Verhärtung unter den Schulterblättern vielleicht. Vielleicht entdeckst du, dass du den Fisch (Matsyendrasana) lieber passiv als aktiv übst, weil es so auf gewisse Weise für dich viel tiefer wirkt und deinem Gewebe genau den „richtigen“ Impuls gibt. Oder u machst die Entdeckung wie der Atem dich beim Aufrichten oder Loslassen unterstützt und wie sich dadurch die Haltung minimal verändert.
Es ist nicht so, dass das Üben von Hatha-Yoga ein ganz spezielles Ziel verfolgen würde. Und dennoch kann es vielerlei bewirken: Es kann dein Muskelgerüst ganz neu ausrichten und damit deine Haltung – und diese ist wiederum verwoben mit deiner inneren Haltung…
Selbst wenn wir augenscheinlich mit dem Körper arbeiten, so berühren wir durch diesen oft unser ganzes Wesen. Und eigentlich ist es genau DAS, was uns am Yoga so gefällt: Das berührt werden!
Da ist eine tiefe Sehnsucht ECHT zu sein, uns zu zeigen und zu spüren, denn das bedeutet es lebendig zu sein.
Wir können das in jedem Moment des Alltags. Aber oft schneiden wir uns hier vom Empfinden ab, in der Hoffnung, so „effektiver“ und „geschützt“ zu sein.
Herauszufinden, ob es nicht auch möglich ist, BERÜHrBAR zu leben, bedeutet, dieser Qualität Raum zu geben. Es bedeutet, sich Momente zuzugestehen, in denen ich BIN – und nicht erst TUN muss, um DANN zu sein.
Diese Momente sind letztendlich völlig unabhängig von irgendeiner Asana (Körperhaltung) oder sonstigen Technik! Jedoch kann uns die Körperarbeit durchaus helfen, uns wieder einen Geschmack davon zu geben, was es heißen könnte, all unsere verschiedenen Facetten (einfach) SEIN zu lassen. Dabei geht es sicher nicht darum, das Denken zu verteufeln oder jedes zielgerichtete Handeln. Es geht vielmehr darum, vorgefertigte Muster verlassen zu können und neu und auch ganz individuell und lebendig zu entdecken.
Hier wird offensichtlich, dass es dann egal ist, ob ich den ganzen, kompletten „Schulterstand“ (Sarvangasana) übe oder mir vielleicht einfach ein Kissen unter das Gesäß lege, um dem venösen Blut die Möglichkeit zu geben, zurückzufließen…
Es ist dann egal, ob die Gelenkigkeit meines Beckens und der Hüfte, sowie die Dehnung der rückwärtigen Beinmuskeln, so beschaffen sind, dass ich meinen Oberkörper in der Vorwärtsbeuge (Paschimottanasana) fast mühelos mit Hilfe des Atems nach vorne ablegen kann oder ob ich mit angewinkelten Knien und mit vielleicht einem Band mit geradem Rücken an der inneren Stabilität und am Loslassen „arbeite“…
Egal wie die Stellung aussehen mag, das was innerlich passiert, womit ich mich konfrontiert sehe (körperlich, emotional, geistig und energetisch) das ist HIER. Das passiert hier ganz allein, einmalig und höchst intim für MICH! Äußerlich unsichtbar.
JA! Körperlich macht jede kleine Veränderung durchaus einen Unterschied. Aber die Körper sind ja auch alle völlig unterschiedlich!
Die Idee, dass eine Asana den selben Effekt für alle Körper hätte, ist eine Illusion! Im Extremfall kann ein und die selbe Position für eine Person wie eine Erlösung sein, ein hilfreicher Impuls… während es für einen anderen Körper tatsächlich gesundheitsgefährdend ist. Einfach, weil dieser Körper anders ist: Er hat ein anderes Gewicht, die Knochen und Gelenke eine andere Qualität und Form, ebenso die Ausprägung und das Spiel der Muskeln. Hinzu kommt unser Charakter: Da gibt es Menschen, die gehen ständig über ihre Grenzen ohne es zu merken. Andere bleiben immer unter ihrem eigentlichen Kraft- und Kreativitätspotential. Sie haben sich eine imaginäre Grenze gesetzt, die sie ständig zurückhält. Dazwischen gibt es unendliche Facetten verschiedenster Ausprägungen und Kombinationen. ALL DAS begegnet uns (nebenbei), wenn wir Hatha-Yoga üben! Was für ein WUNDER 🙂
Nochmal KURZ zur Rishikesh-Reihe: Sie ist eine ganzheitliche, ausgewogenen Reihe in der jede Haltung auf die vorherige aufbaut, diese intensiviert oder einen Gegenpol darstellt. Körperlich aber auch geistig und energetisch wirken und schwingen die Asanas miteinander. Dennoch ist diese Reihe „nur“ ein Gerüst. Das heißt: Sie muss angepasst werden, an die körperliche Verfassung und die Möglichkeiten des Übenden. Die Haltungen sind im Grunde „Meditationshaltungen“ und ein Vorbereiten und Aufwärmen (z.B. in der Form des Sonnengrußes) ist u.U. sinnvoll.
Wenn mit Yoga begonnen wird, sollte dies am besten zusammen mit einem Lehrer geschehen, dem du vertraust. Nach und nach wird dein Vertrauen in deinen eigenen Körper wachsen. Wenn der Wunsch entsteht, alleine, Zuhause zu üben, hast du vermutlich schon genug „Material“ aus den geführten Yoga-Stunden mitgenommen, um deine Reise auch alleine aufzunehmen – in den Asanas, aber auch im ganz gewöhnlichen Alltag, mitten im oder kurz nach einem Streitgespräch mit deinem Nachbarn oder was auch immer dir gerade deine „Knöpfe“ drückt!
Wer mehr von mir hören will findet mich auf youtube oder in Kirchheim/Teck Yoga
Heute mal ein Beitrag zu einer Frage von einer Yogaschülerin. Es geht um die Bedeutung der Reihenfolge der Yogastellungen.
Es geht aber um noch viel mehr:
Es gibt keine Regeln und doch gibt es welche – und diese können manchmal, für einige Menschen und in bestimmten Phasen sehr hilfreich sein.
Die eigentliche Frage von der besagten Schülerin lautete: Warum startet die Rishikesh-Reihe mit den Umkehrhaltungen und nicht mit den Füßen (und der Erdung) wie in vielen anderen Traditionen?
Hier der Versuch einer Antwort:
Also zunächst mal gibt es in vielen Hatha-Yoga Richtungen keine festgelegte Reihenfolge von Yogahaltungen. Zum anderen arbeitet ein guter Yogalehrer, selbst wenn er mit eine Reihe arbeitet, abgestimmt auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten der aktuell anwesenden Teilnehmer.
Weiterhin: Der Yoga-Unterricht kann (bewusst oder unbewusst sowohl für die Lehrende als auch für die Teilnehmer) durchaus ganz unterschiedliche Ziele haben. Egal auf welche Weise also geübt wird, irgendwas passiert immer 😉
Ich könnte hier also Romane über körperlich Zusammenhänge schreiben oder aber darüber, dass jede Körperhaltung ganz allgemein auch eine „Geisteshaltung“ spiegelt bzw. in einer gewissen „Energie“ schwingt. Im Alltag: Was passiert zum Beispiel, wenn du jetzt (auch wenn dir gerade gar nicht danach ist) für 2 Minuten einfach („künstlich“) die Mundwinkel hochziehst?
Welche Gedanken tauchen auf? Wie reagiert der übrige Körper?
Unwahrscheinlich ist, dass gar keine Reaktion auftritt! Alles was wir tun (besser: alles, was passiert), ist mit allem anderen verbunden und zeigt eine gewisse Wirkung. Yoga ist u.a. eine Methode, um das ganz persönlich und auf einmalige (nämlich DEINE!) Weise zu erforschen!
Weil wir alle an ganz unterschiedlichen Stellen stehen und auch zu ganz unterschiedlichen „Orten“ wollen, macht es manchmal wenig Sinn, uns miteinander zu vergleichen – auch wenn wir das ständig tun. Und auch das Vergleichen macht Sinn: Denn durch Vergleiche bekommen wir überhaupt eine Idee von „diesem“ und „jenem“. Zum Beispiel verstehen wir die Qualität von Sommer ganz besonders in ihrer Abgrenzung zum Herbst oder Winter.
Mein Verständis von „an unterschiedlichen Orten stehen“:
Es ist nicht so, dass wir alle von einer Zielgerade losgegangen wären und ein und das selbe Ziel vor uns läge. Ich würde sogar fast behaupten, dass es gar kein Ziel gibt. Ich bin da ganz mit dem berühmten Ausspruch: Der Weg ist das Ziel! Dieser Moment hier ist bereits absolut VOLL (in seiner ganzen Unvollkommenheit). In diesem Moment ist genau das, was in unserem ganz individuellen Lebenspuzzle gerade Sinn macht! Dieser Moment ist ein vollkommener Ausdruck dieser ganz bestimmten Blume hier, nämlich dir!
Wenn wir das so betrachten, kann man nicht sagen: Wir fangen bei der Erdung an, das sind die Füße (und/oder der Beckenboden). Erdung ist nämlich auch: Erst mal aus dem Kopf raus zu kommen und HIER (HALLO!) anzukommen. Und dafür gibt es unzählige Techniken. Eine ist den Körper einfach mal zu spüren. Und dies gelingt bei der ein oder anderen Person vielleicht einfach schon in dem sie still wird (Anfangsentspannung). Eine andere Person braucht dafür richtig viel Bewegung (Sonnengrüße), wieder eine andere Person muss etwas Neues tun, was absolut unroutiniert ist, wieder jemand anders braucht ein Ritual, etwas, das immer gleich abläuft,…
Was „Erdung“ im einzelnen genau ist und WIE es umgesetzt werden kann, ist also durchaus unterschiedlich. Und sicher ist das auch nicht für jede Person der Ansatzpunkt des Yoga schlechthin 😉
Zurück zur Eingangsfrage: Warum beginnt die Rishikesh-Reihe mit dem Kopfstand?
In der Sivananda-Tradition beginnt die Yogastunde nicht mit dem Kopfstand, sondern mit einer Anfangsentspannung (Voila! „Erdung“ ;- ) Der gesamte Körper liegt für einige Zeit regungslos auf dem Boden. Die aufgewirbelten Sandkörner (Gedankenwellen) des heftig in Bewegung geratenen Sees (das Bewusstsein) können langsam wieder zum Grund zurück sinken. Das Bewusstsein klärt sich.
Der Körper hat in dieser Position (Shavasana) maximalen Erdkontakt. Er wird vom Boden getragen und gehalten – egal ob er krank, müde oder voller Energie ist. Egal wie die Stimmung gerade ist. Hier erleben wir ganz, ganz simpel: Erdung.
Danach beginnt (in der Regel) das Pranayama: Die Atemarbeit. Über den Atem arbeiten wir ganz direkt mit dem Geist.
Alltagsbezug: Wenn du aufgeregt oder sehr ärgerlich bist, stockt dein Atem oder wird ganz flach. Du atmest nicht mehr leicht und mühelos aus. Es bleibt Restluft in den Lungen. Manchmal geraten wir außer Atem oder verschlucken uns.
Die Atemübungen geben uns Gelegenheit, mal genauer hinzuschauen, was passiert, wenn wir den Atem anhalten. Wir üben das lange, vollständige Ausatmen und das Loslassen… Wir reinigen unsere Lungen und bemerken, wie das Einatmen uns tatsächlich nährt. Je nachdem wo wir auf unserem Weg stehen, d.h. was uns anspricht, was uns berührt und für uns fühlbar ist, bemerken wir vielleicht die „energetische“ Wirkung dieser Atemarbeit. Und auch dieses „Bemerken“ wird sich bei jedem auf eine ganz individuelle Weise zeigen und Sinn ergeben.
Die Energiearbeit des Pranayamas bezieht sich vorwiegend auf den Ausgleich von „Ida“ und „Pingala“ die beiden Nadis, die für die Dualität stehen. Es geht hier um das „aktive“ und das „passive“ Prinzip. Wir finden das im Ha-tha (Ha- Sonne; tha-Mond) des Hatha-Yogas wieder. Außerdem spielt die Sushumna eine Rolle. Sie ist der Bereich, in dem die Gegensätzlichkeit im gewissen Sinne aufgehoben ist.
Sirsasana (der Kopfstand) regt direkt die Sushumna an. Die Energie fließt vom Scheitelchakra (von der Formlosen Ganzheit) durch den gesamten Hauptenergiekanal – also durch alle Chakren und damit durch alle Qualitäten des menschlichen Seins.
Mit diesem „Blick“ sind die Asanas vorwiegend Energiearbeit. In jeder Haltung werden andere Chakren angeregt und mit anderen Herausforderungen gearbeitet, diese zeigen sich u.a. in den Körperempfindungen und dem „inneren Umgang“ damit.
Für manche Teilnehmer, selbst wenn sie körperlich nicht sonderlich beweglich sind, ist das Pranayama gleich irgendwie stimmig. Für andere ist es von Anfang an eine Herausforderung. Manche werden nie richtig warm damit. Für andere sind die Sonnengrüße vielleicht eine Herausforderung, wenn sie fließend und schnell geübt werden sollen. Aber wer sagt denn, dass Sonnengrüße schnell und flüssig sein müssen? Es gibt andere Möglichkeiten sich „aufzuwärmen“. Zum Beispiel das „Schütteln“. Hier wird der Energiefluss angeregt und alte Konzepte, die körperlich Form angenommen haben, werden gelockert. Gleichzeitig wird in den Gelenken die Gelenkflüssigkeit angeregt…
Wer kann schon sagen, was in diesem Augenblick für dich dran ist? Vielleicht liegt der Wert in dieser Erfahrung hier ganz einfach in der Tatsache, dass du für dich erkennst, dass dieser Yogalehrer oder diese Tradition aktuell nicht für dich passt. Wenn du für dich sorgst, dann suchst du dir eine andere Richtung.
Wie kann man da Regeln aufstellen?
Und doch gibt es Zusammenhänge!
Es gibt Wirkungen!
Es gibt Körperhaltungen, die vorbereiten oder ausgleichen, die stärken, besänftigen, beruhigen…
Jede Yogapraxis und jede Tradition ist voller Schätze.
Jede Yogastunde ist eine reine Schatztruhe – selbst wenn uns die Stunde mal nicht liegt oder wir irgendwie bei dem „falschen Yogalehrer“ gelandet sind!
Asana-Reihen können uns helfen, einfach anzufangen (Jetzt! Zu Hause)! Wir müssen uns nichts ausdenken… wir starten einfach mit dem, was wir gelernt haben, schalten den Kopf aus und legen los. Tatsächlich bleibt auch da immer noch GENUG Spielraum, um zu experimentieren und individuell anzupassen 😉
Und: Wenn du eine Weile mit ein und derselben Reihe übst, wirst du schnell merken, wie du immer „tiefer“ und „tiefer“ sinkst. Du erreichst immer andere „Ebenen“ und „verstehst“ mehr und mehr was dich da berührt. An keinem einzigen Tag wird es sich genau gleich anfühlen und doch so vertraut…
Zu atmen ist offensichtlich eines der grundlegendsten Elemente des menschlichen Lebens – und es hört zumindest physisch in dem Moment auf, wenn der Körper seine Lebenskraft verliert. Atmen symbolisiert die beständige Veränderung in jedem Augenblick und es symbolisiert die scheinbare Dualität von Fülle und Leere, dessen Zusammenhang und Abhängigkeit voneinander.
Im Hatha Yoga gibt es verschiedene Atemtechniken, die unterschiedliches bewirken. Dabei geht es zum Beispiel um die Reinigung der Lungen (u.a. Kapalabhati), Harmonisierung und Ausgleich der Emotionen (u.a.Wechselatmung (Anuloma Viloma)), um Sammlung und Konzentration (u.a. das einfach Beobachten des Atems) und Energieerweckung (u.a. Bhastrika). Aber natürlich fließt der Atem immer. Er fließt wenn wir schlafen und wenn wir wach sind. Er fließt wenn wir wütend sind und wenn wir fröhlich sind. Er fließt wenn Gedanken da sind und wenn keine Gedanken da sind. Er fließt wenn wir auf der Toilette sitzen, wenn wir Sex haben, wenn wir lesen,… Egal ob wir positiv oder negativ über das denken, was gerade passiert – insofern ist der Atem das perfekte Sinnbild für „Tantra“
(Tantra ist in erster Linie tatsächlich keine Sexpraktik, sondern ein Philosophiesystem, das ebenso wie Vedanta, mit Yoga in enger Vebindung steht. Tantra nutzt im Kern den Alltag, um Spiritualität zu leben. Aber dazu ein anderes Mal mehr…)
Der Atem begleitet uns auch in den Asanas (Yoga-Haltungen). Und während wir Asanas üben, passiert alles mögliche:
Wir fühlen unsere Körperlichkeit, unsere Kraft, unsere Energie,…
wir werden vielleicht aber auch mit (körperlichen) Grenzen konfrontiert und natürlich damit, wie unser Geist darauf reagiert. Wir nehmen wahr, wie Entspannung geschieht und wie Entspannung nicht geschieht…
…Yoga – im Grunde jedoch Lebendigkeit selbst – läd uns immer wieder ein, HIER zu sein!
Yoga ist eine Möglichkeit, dass so etwas wie „Intimität“ mit uns selbst entsteht. Eine Nähe, die näher ist als Gedanken über etwas oder über uns.
… und der Atem begleitet uns dabei.
Das Einatmen schafft immer Raum. Die Lunge dehnt sich aus, der Brustkorb öffnet sich.
Einatmen ist immer eine Einladung sich (körperlich) aufzurichten, innerlich in seine Aufrichtugkeit zu kommen, sich zu öffnen und präsent zu sein.
In der Öffnung des Einatems ist zunächst einmal alles willkommen: Jede Empfindung, jeder Gedanke, jedes Geräusch,…
Das Ausatmen ist immer ein Loslassen. Ein Loslassen von dem, was gerade noch da war. Ein Loslassen von jetzt verbrauchter Luft, ein Loslassen dieser Erkenntnis, dieser Erfahrung, dieses Gefühls,… und das geschieht natürlich automatisch. Niemand muss sich daran erinnern zu atmen.
Gerade nach körperlich sehr herausfordernden Asanas ist es wunderbar, wie der Körper automatisch entspannt. Und das kann man „genießen“, denn Entspannung ist nichts, was man tut. Es ist etwas, das passiert. Und mit dem automatischen Loslassen der Muskelspannung, entspannt auch dieses Greifen im Kopf. Nicht dass keine Gedanken mehr auftauchen würden. Sie stören einfach nicht…
Hatha-Yoga ist einfach eine Gelegenheit über „Körperlichkeit“ in den Fluss des Augenblicks zu kommen!
Ich selbst beginne den Tag meistens mit ein paar YIN Yoga Haltungen (passives Yoga). Ich genieße dieses erste „MICH spüren“, wenn der Körper von der Nacht noch „steif“ ist und der Geist noch still. Es kommt vor, dass die ersten Augenblicke in der Haltung dann ganz schön intensiv sind – insbesondere, wenn die Kinder alle in meinem Bett waren 😉 Dann ist es der Atem, der mich begleitet, diesem Gefühl Raum zu geben. Und es ist der Atem, der mich begleitet, in dieses Erleben hinein zu entspannen. Das ist wundervoll und „funktioniert“ auch bei Emotionen, die uns im Alltag ganz unerwartet und manchmal wie ein Sturm besuchen. Da ist dann zum Beispiel ein unangenehmesGefühl im Bauch… anstatt nun in irgendeine Handlung zu verfallen, um diesen Gefühl zu entkommen, es zu verändern und im besten Falle loszuwerden, kann ich (vielleicht ;- ) einfach einen Moment mit diesem Körpergefühl sein… und bemerke, dass es gar nicht so „schlimm“ ist. Ich kann also fühlend BEI mir sein (auch wenn es sich gerade nicht so gut anfühlt). Ich tue einfach, was die Situation gerade erfordert. Aber ich bin DA! Ich spüre die Lebendigkeit in meinem Körper, die sich gerade als unangenehmes Bauchgefühl, Enge, Hitze, Hibbeligkeit oder was auch immer zeigt – und sich eventuell auch wieder verändert… Und plötzlich ist da nicht mehr „richtig“ oder „falsch“. Da ist dann einfach das, was passiert. Lebendig. Voll.
Und es ist im Fluss.
Es gibt nicht einfach Ein- und Ausatmen. Das sind nicht zwei Dinge! Das Ausatmen geschieht langsam und kontinuierlich. Es bewegt sich unentwegt. Der Moment der Leere ist tatsächlich nur ein sehr, sehr kurzer Augenblick, der nicht wirklich aus dem Fluss des Atems herausgenommen werden kann. Und er geht direkt ins Einatmen über…
Es sind also sicher nicht zwei Dinge, sondern vielmehr ein Kreis.
Ebenso ist es mit „richtig“ und „falsch“.
Sie berühren sich. Sie bedingen einander. Das eine gibt es nur durch das andere.
Der Atem fließt.
Du kannst ihn kurz anhalten. Aber für wie lange?
Es ist ein Fluss. So wie das Leben.
Er verdeutlicht das Leben.
Jeder Gedanke, der etwas aus diesem Fluss herauspickt, um es zu benennen, ist nur ein Augenblick des selben Flusses. Und das, was er benennt, ist bereits weiter geflossen…
Es ist nicht nötig, das intellektuell zu begreifen. Der Genuss des Atems ist genug 🙂